Mittwoch, 27. September 2017

Immer noch Kriegszustand zwischen USA und Nordkorea

Aktuelle Aufregung um Nordkorea
Wer es nicht schon auf den ersten Blick für grotesk hält, wenn die atomare und konventionelle Supermacht USA, die rund um Nordkorea (22 Mill. Einwohner und meist auch als industriell rückständig apostrophiert)und China einen Ring von riesigen militärischen Stützpunkten hat, sich vor welchen militärischen Drohungen aus Nordkorea  auch immer zu fürchten vorgibt, und daher mit verbalen militärischen und Manöver-Drohungen nicht zurückhält, der muß sich wohl oder übel etwas mit der Vorgeschichte der jetzigen und schon seit 1945 währenden Konfrontation beschäftigen.
Bei der Berichterstattung über die Auseinandersetzung der USA mit Nordkorea über dessen Atombomben- und Raketen-Tests ist man nur allzu leicht versucht eine Linie vom üblichen westlichen Bild des Korea Krieges von 1950-1951 bis zum jetzigen Verhalten der Nordkoreanischen Führung zu ziehen. Dafür scheint zu sprechen, dass sich die Art des innenpolitischen Regimes dort seit 1950 anscheinend kaum geändert hat und, zumindest in der hiesigen Berichterstattung, immer noch wie ein stalinistischer „Steinzeit-Kommunismus“ geschildert wird. Ebenso, und damit verbunden, dass jetzt mit Kim Yong Un der 3. Angehörige der Familie und der Enkel der „Gründers“ des Nordkoreanische Staates Kim Il Sung die Führung innehat. (und woher wissen wir das alles? – das steht doch in den Zeitungen!)
Spätestens seit 2003, als Nordkorea aus dem von den Monopol-Atommächten USA, UdSSR und England 1968 aufgesetzten freien internationalen Vertrag zur „Nicht-Weiterverbreitung von Atomwaffen“, (dem sie 1985 beigetreten war!), ausgestiegen ist und wohl angefangen hat eigene Atomwaffen zu entwickeln, zeichnen die USA und auch unsere MS-Medien dieses Vorhaben als aggressiv und als Bedrohung Südkoreas und der USA. Zwar hat Nordkorea auch heute noch keine Rakete, die einen Atomsprengkopf in die USA selber transportieren könnte, aber eine Bedrohung von Südkorea und Japan, sowie einiger Stützpunkte der USA am Rand des asiatischen Kontinents könnten Raketen in Reichweite sein, wenn denn schon funktionsfähige und passende Sprengköpfe schon vorhanden wären.
Warum aber sollte denn Nordkorea die Existenz der tausenden von Atomsprengköpfen der USA, auch um Nordkorea herum, nicht als Bedrohung empfinden, wo doch China und Rußland sich dagegen mit ebenfalls Hunderten und Tausenden Sprengköpfen meinen wappnen zu müssen?
Entsprechend der Dämonisierungs-Strategie gegen Nord-Korea verschweigt die offiziöse öffentliche Meinung nicht nur in den USA, sondern auch hier, die diplomatisch-militärische Situation zwischen Nord- und Südkorea. Falls aber doch erwähnt wird, dass es dort seit 1953! nur einen Waffenstillstand, keinen Friedensvertrag und keine Anerkennung von Nordkorea durch Südkorea und die USA gibt, so soll der Eindruck erweckt werden, dass dies die Schuld Nordkoreas sei und dies mit dem Hinweis auf die Aggressivität Nordkoreas plausibel erscheinen. Nord- und! Südkorea sind gleichzeitig seit 1991 Mitglied der UN geworden – ohne dass Bush I (der Vater) als Präsident der USA ein Veto eingelegt hat. Aber auch die UNO hat bisher den von ihr 1950 erklärten Krieg gegen Nordkorea nicht für beendet erklärt!
Faktisch sind es aber die USA und jeweilige rechte Regierungen in Südkorea, die die Forderung von Nordkorea nach einem Friedensvertrag und nach Anerkennung, eigentlich eine weltpolitische und völkerrechtliche Selbstverständlichkeit, durch die Genannten zurückweisen.
So ist es also notwendig, die Interessenlagen und ihre Entstehungsumstände näher zu beleuchten, wenn man den Charakter des Konfliktes verstehen und mögliche Lösungen suchen will.
Korea nach dem II Weltkrieg
Korea als Ganzes hatte im II Weltkrieg als Teil des japanischen Empires das Glück von Kriegshandlungen verschont zu bleiben. Faktisch seit 1905, dem Sieg Japans gegen Rußland um Nordchina (u.a. Mandschurei), und formell seit 1910 ist ganz Korea als Kolonie von Japan annektiert worden. Japan hat dann nach und nach begonnen im Norden Koreas eine moderne Industrie, verstärkt für die Rüstung für den II Weltkrieg, aufzubauen. Außerdem hat Japan in Korea eine kulturelle Zwangsassimilierung organisiert. Seit dieser Zeit gibt es dagegen innere und im Exil tätige Opposition und Widerstand. Verschiedene Oppositionskräfte stellten sich gegen die japanische Besatzung – gegen die Ausbeutung von Arbeitskräften und Rohstoffen sowie gegen die Zwangsassimilierung an Japans Kultur - und waren und sind daher naturgemäß auch stark national orientiert.
Korea kommt in den Focus der drei Alliierten des II Weltkrieges, weil einerseits die USA 1945 vor dem Sieg gegen Japan stehen, und die japanischen Inseln aus geostrategischen Gründen allein besetzen, aber bei der Beseitigung der Japanischen Besatzung der Mandschurei und Koreas nicht auf dem Festland kämpfen wollen. Sie vereinbaren mit der UdSSR, dass diese nach dem Sieg der Alliierten in Europa gegen Hitler noch in den Krieg gegen Japan eintreten und die japanische Besatzung der Mandschurei militärisch beseitigen soll. Dabei wird vereinbart, die Befreiung Koreas mit einer geteilten Besatzung in einem Nordteil und einem Südteil durchzuführen. Dafür berufen sie eine Treuhandkommission ein, noch außerhalb der UNO, bestehend aus Vertretern aus der UdSSR, USA, Großbritannien und China (noch unter Tschiang Kai Tschek). Diese soll eine einheitliche, provisorische, demokratische Regierung für ganz Korea einberufen. Das wird nicht umgesetzt. Die Kommission löst sich im Frühjahr 1946 auf.
Spaltung und Koreakrieg
1947 gelingt es den USA, gegen den Willen der UdSSR, die Koreafrage vor die mehrheitlich USA orientierte UNO-Vollversammlung zu bringen und eine neue, UNO-Treuhandkommission einrichten zu lassen. Diese schlägt eine gesamtkoreanische Wahl vor. Die UdSSR ist mit den Bedingungen nicht einverstanden und lehnt die geplante Wahl ab. Daraufhin organisieren die USA im „Auftrag“ der UNO-Treuhandkommission im Süden eine Wahl, die mit gesamtkoreanischen Anspruch ausgestattet wird, aber nur im Süden unter US-Aufsicht stattfindet Diese wird von der starken Linken im Süden boycottiert und endet mit der Wahl eines (Süd-)Parlamentes, dass Rhee-Syng-man zum Präsidenten ganz Koreas, aber faktisch nur dem von Südkorea macht. Im Zusammenhang dieser Wahlen wird eine (gesamt-)Koreanische Republik ausgerufen, faktisch ebenfalls nur die von Südkorea. Die USA übergeben die Macht ihres Besatzungsmandats an diese Republik. Wenig später ziehen sie ihre Besatzungstruppen bis auf wenige Berater von der Halbinsel ab.
Kurz danach ruft die Nordkoreanische Seite die Gründung einer Koreanischen Volksrepublik aus, ebenfalls mit dem Anspruch ganz Korea zu vertreten. Kim il Sung, der seit Anfang 1946 Vorsitzender der Nordkoreanischen Partei der Arbeit und schon Regierungschef der Nordkoreanischen Verwaltung war, wird zum Ministerpräsidenten gewählt. Bald darauf zieht auch die UdSSR ihre Truppen von der Halbinsel ab.
Ab 1949 ändert sich die außenpolitische Situation für Nordkorea, da inzwischen die Armee der KP-Chinas gegen die von den USA unterstützten Truppen Tschiang-Kai-Tscheks den Bürgerkrieg gewonnen hat und in Peking eingezogen ist. Später wird die Mandschurei von der UdSSR an China zurückgegeben. An der Nordgrenze ist jetzt das sozialistische China der Nachbar, was im Krieg von 1950 eine entscheidende Rolle spielen wird.
Seit der Etablierung von zwei Koreanischen Staaten, die faktisch an der Grenze der ehemaligen Besatzungszonen, dem 38. Breitengrad, enden, die beide den Anspruch haben ganz Korea zu repräsentieren, unternehmen beide Armeen an dieser Grenze immer wieder Stoßtruppunternehmen auf die je andere Seite. Beide Seiten werden, wenn auch begrenzt, von den jeweiligen vorherigen Besatzungsmächten unterstützt und aufgerüstet. Kim il Sung soll mehrfach in Moskau bei Stalin und in Beijing bei Mao um die Unterstützung für eine Invasion (einen „Befreiungskrieg“) gegen Südkorea nachgesucht haben. Es wird behauptet, dass Stalin dem 1950 zugestimmt habe, und Nordkorea daraufhin im Juni eine groß angelegte Invasion Südkoreas begonnen habe und tatsächlich ohne ernsthaften Widerstand fast ganz Südkorea erobert hat.
Der renommierte (west-)deutsche Historiker Wilfried Loth hat in seinem Buch über, Die Teilung der Welt 1941-1955 (1980, dtv Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts) eine andere Version der Abläufe (S. 256-268) Danach habe der Präsident Südkoreas Rhee-Syng-man, die Armee auf 180 Tausend Mann erweitert, und Nordkorea daraufhin auf 135 Tausend Mann.
Rhee Syng man habe bei Präsident Truman und auch bei den Republikanern im Kongress keine Zustimmung zu seiner Absicht einer militärischen Vereinigung Koreas erhalten. Aber beide Koreas hätten am 38. Breitengrad immer wieder militärische Vorstöße unternommen (s.o.). Aus einem der Scharmützel habe sich ein Vorstoß von Nordkorea nach Südkorea entwickelt, der schnell fast die Hauptstadt Seoul erreicht hätte. Dieser Vorstoß sei aber ebenso schnell von den Südtruppen gestoppt worden. Danach habe die Nordkoreanische Führung sich mit Einverständnis von Moskau entschlossen, das Südkoreanische Regime in Seoul mit Präsident Rhee syng man militärisch zu beseitigen – unter anderem weil dieses keine Unterstützung in der Bevölkerung habe, Rhee in der US-Führung wegen seiner Invasionspläne und seinem diktatorischen Regime keine Unterstützung habe und die USA offiziell ihre Verteidigungs-Linie in Asien ausdrücklich unter Aussparung von Korea definiert hätten.
Rhee habe, ebenso wie Kim il Sung bei der UdSSR, immer wieder bei den USA um Erlaubnis und Unterstützung für eine Invasion von Nordkorea nachgesucht, aber keine Unterstützung bei Präsident Truman gefunden. Jedoch habe er in dem Oberbefehlshaber der Besatzungstruppen der USA in Japan, General Mac Arthur, einen Partner mit ähnlichen Absichten gehabt. Daher habe er in Absprache mit diesem und anderen politischen Kräften in den USA, entschieden, Seoul und danach Stadt um Stadt fast kampflos den Nordkoreanern zu überlassen ( nach eigenen späteren Aussagen) und durch die inszenierte Niederlage gegen die nördlichen Invasoren versucht Präsident Truman zu einer Intervention in Korea zu veranlassen. Das Manöver war erfolgreich: Mit der drohenden Niederlage Südkoreas wurde dann von Truman die Zustimmung zur Rückeroberung Südkoreas erreicht. Nach einigen diplomatischen Manövern innerhalb der UNO gelang es den USA, die Intervention in Korea als UNO-Veranstaltung deklarieren zu lassen, mit der USA-Armee als Hauptkraft und einigen (westlichen) Verbündeten und mit General Mac Arthur als Oberkommandierendem, der nun als UNO-Truppe auftretenden US-Armee.
Die Rückeroberung ging zügig voran und wurde von Mac Arthur eigenmächtig ohne Zustimmung Trumans über den 38. Breitengrad zur US-Invasion in Nordkorea weitergeführt. Der zunehmende Widerstand der Nordkoreanischen Armee wurde von der US-Armee in der inzwischen bei ihr üblichen Weise bekämpft, mit massiven Bombardierungen auch der zivilen Einrichtungen und der zivilen Bevölkerungen. Die US-Invasionstruppen rückten weiter relativ schnell bis an den Grenzfluß zu China, den Yalu, vor. Mac Arthur propagierte in den USA im Kongress die Weiterführung der militärischen Operationen gegen das kommunistische China, das von den USA und auch der UNO noch nicht anerkannt worden war, notfalls auch mit Atombomben. Daraufhin berief kurz vor dem Ende seiner Amtszeit, Truman Mac Arthur als Oberkommandierenden der formellen UNO-Interventionstruppe ab und ersetzte ihn durch einen anderen General.
China mobilisierte eine etliche Hundert Tausende Freiwillige umfassende Armee und die UdSSR stellte ihre damals modernen Mig-Düsenjäger und Piloten zur Verfügung, ohne formell in den Krieg einzugreifen. Die UNO-Interventionstruppe wurde in erbitterten Kämpfen, wieder unter massivem Bombardement der USA-Armee, bis zum 38. Breitengrad zurückgedrängt, wo die Kampfhandlungen dann 1951 zum Stehen kamen und in lang anhaltenden Scharmützeln ausliefen. Schon 1951 begannen Waffenstillstandsverhandlungen, die aber erst 1953 zum Abschluß kamen, aber in keinen Friedensvertrag mündeten und keine völkerrechtliche Anerkennung von Nordkorea durch die USA und Südkorea brachten.
Die Konfrontation  geht weiter
Es herrscht also nach wie vor Kriegszustand zwischen Nord und Süd! - und zwischen der UNO und Nordkorea.
Im Verlauf der Kampfhandlungen in und über Nordkorea, hin und zurück, wurde das bis dahin relativ gut mit Infrastruktur und Industrie ausgestattete Nordkorea faktisch völlig zerstört und wurden Millionen von Zivilisten getötet. Die Zeit schreibt in einem Artikel von 1990:
„Geschichte der koreanischen Teilung 14. September 1990, 8:00 Uhr
Ein dreiviertel Jahr nach Ausbruch des Krieges ist der Status quo ante bellum geographisch wiederhergestellt: Der Koreakrieg entwickelt sich zum Stellungskrieg entlang dem 38. Breitengrad. Industrie, Infrastruktur, Dörfer und Städte im Süden sind zu diesem Zeitpunkt bereits weitgehend zerstört. Der Norden ist nach massivem Einsatz amerikanischer Kampf- und Napalmbomber dem Erdboden gleichgemacht.“
Es gibt mehrere Stellungnahmen US-amerikanischer Militärs, die diese Beschreibung zeitnah ebenfalls so beschreiben!
Wenn man bedenkt, dass die USA einen solchen barbarischen Vernichtungskrieg vorher schon gegen Japan geführt haben und dabei willkürlich und militärisch völlig überflüssig noch 1945 zwei Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen haben, so wird plausibel, dass in Nordkorea seit dieser Zeit Staat und Gesellschaft bis an die Zähne bewaffnet in einem permanenten militärischen Ausnahmezustand leben, weil sie jederzeit mit einer Invasion der USA aus der Waffenstillstandszone heraus rechnen können, zusammen mit den 30 Tausend im Süden stationierten US-Truppen, mit Unterstützung der US-Luftwaffe von der japanischen Insel Okinawa oder aus dem Großstützpunkt Guam, von den Flugzeugträgern und den U-Booten gar nicht zu reden. Nur Seoul, das etwa 60 Kilometer südlich vom 38. Breitengrad entfernt liegt und inzwischen eine Industrie und Verwaltungsmetropole von mehreren 10 Millionen Einwohnern darstellt, ist in Reichweite der konventionellen Artillerie von Nordkorea und dient gleichsam als Faustpfand Nordkoreas gegen eine Bombenkampagne und gegen die Atombombendrohung durch die USA.
Nach dem Vietnamkrieg, mit der Bombardierung des Nordens und der Vergiftung des Südens mit dem Entlaubungsmittel Agent Orange, und später den Kriegen gegen den Afghanistan, gegen den Irak, gegen Libyen, und gegen Syrien und der Weigerung der USA und unter ihrer Anweisung auch Südkoreas einen Friedensvertrag abzuschließen und eine Anerkennung Nordkoreas vorzunehmen, erscheint es mehr als plausibel, dass Nordkorea sich die einzige Überlebensversicherung gegen die USA, nämlich eine eigene Atomwaffe, wie Frankreich, Israel, Pakistan und Indien und die Raketen zu ihrem Transport Richtung USA, anschaffen will.
Was also in den Westmedien seit 1950 dem inzwischen 3. Kim als unberechenbare und willkürliche Aggressionslust unterstellt wird, ist in Wahrheit die mehr als gerechtfertigte Paranoia der Nordkoreanischen Führung in der 3. Generation gegenüber den latenten und immer wieder real werdenden imperialistischen Absichten der USA auch gegenüber Nordkorea.
Die grundlegende Forderung von Friedensfreunden in aller Welt kann und muß daher der Abschluß eines Friedensvertrages und die Anerkennung von Nordkorea sein
– völlig gleichgültig welches politische Regime dort herrscht und welche dämonisierten Personen an der Spitze stehen. Die latente Drohung der USA einen „Diktator, der das eigene Volk bedroht“ militärisch beseitigen zu wollen und dazu berechtigt zu sein, muß delegitimiert werden – damit solche Sprüche wie vor Tagen von der UN-Botschafterin der USA Nikki Haley: „Die Geduld der USA ist nicht unendlich“ nur noch leeres Gerede sind und nicht wie jetzt, die reale Drohung einer überwältigenden konventionellen und atomaren Militärmacht gegenüber einem kleinen, demgegenüber fast ohnmächtigen Land, das 1950 in einen national berechtigten, aber politisch nicht klugen und völkerrechtlich fraglichen militärischen Kampf um die Vereinigung des „Vaterlandes“ den Süden erobert hat und danach ins Steinzeitalter bombardiert wurde.
Zum Problem der Atomwaffen
Die Frage der Atomwaffen hat eine eigene weltweite Geschichte. 1968 einigten sich die bis dahin vorhandenen Atommächte, USA, England und die UdSSR auf den sog. Atomwaffensperrvertrag. Er trat 1970 mit der Ratifizierung in Kraft. 1985 trat dem auch Nordkorea bei, trat aber 2003 wieder aus. Dieser Vertrag ist ein Versuch der drei bis dahin existierenden Atommächte, ihr Monopol durch vier Maßnahmen beizubehalten. Erstens versprachen sie sich die Kenntnis über die Herstellung und Verwendung der Atomwaffen an keinen Drittstaat weiterzugeben. Zweitens sollten Drittstaaten den Vertrag unterschreiben und sich dazu verpflichten keine Atomwaffen, zu entwickeln, zu produzieren, zu erwerben und zu stationieren. Dafür sollten sie drittens Unterstützung und Legitimierung bei der Entwicklung und der zivilen Nutzung der Atomkraft durch die Atommächte erhalten. Sie sollten sich außerdem einer periodischen internationalen Überprüfung durch eine neue autonome Institution unterwerfen (der neu gegründeten IAEU, mit Sitz in Wien; 1957 auf Vorschlag der USA gegründet und ab 1970 mit der Kontrolle des Atomwaffensperrvertrages beauftragt und durch einen Vertrag mit der UNO verbunden) Die Atommächte verpflichteten sich viertens sehr allgemein zu einer Reduzierung ihres Atomwaffenarsenals und zu ihrer letztlichen Beseitigung. Letzteres ist bisher nicht geschehen. Stattdessen hat Frankreich 1960 einen erfolgreichen Atomwaffentest in der Sahara abgehalten und eine sog. Force de Frappe mit Atom-U-Booten entwickelt. Seit 1964 hat die Volksrepublik China Atomwaffen und Israel hat wohl spätestens seit 1967 eigene Atombomben zur Verfügung. Seit 1974 hat Indien und seit 1979 hat auch Pakistan Atomwaffen.
D. h. die Atommächte haben die Entwicklung oder auch Weitergabe von Atomwaffen bei ihren Verbündeten nicht unterbunden und bei anderen Mächten nicht verhindert. Wenn nun Nordkorea erst seit 2003 Atomwaffen entwickelt, so hat es dies zumindest durch den Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag völkerrechtlich legitimiert getan, während die vorherigen dies meist heimlich bis zum 1. Test gemacht haben. Die Verpflichtung zur Abrüstung haben weder die ursprünglichen noch die späteren Atommächte eingehalten, sondern sie weiterentwickelt, u.a. zur Wasserstoffbombe und zur Effektivierung sowie zur Steigerung der Zahl der Sprengköpfe benutzt, aber doch darauf bestanden, dass kein weiterer Staat sich Atomwaffen zulegt – also ihr kollektives Atom-Waffen-Monopol aufrecht erhalten bleibt.
Häufig wird implizit angenommen, dass der Atomwaffensperrvertrag ein von der UN und ihrem Sicherheitsrat oder der Vollversammlung sanktionierter Vertrag und daher völkerrechtlich verbindlich sei. Das ist nicht der Fall. Insofern sind weder die bisherigen Atomwaffenbesitzer dazu durch die UNO berechtigt noch allen anderen Atomwaffen verboten, also auch Nordkorea nicht!
Daher sind die Verbote durch den UN-Sicherheitsrat für Nordkorea völkerrechtlich mehr als zweifelhaft – und bisher gegen keinen anderen Staat erlassen worden. Man könnte ironisch sagen, dass die UNO sich ja immer noch im Kriegszustand mit Nordkorea befinde und nur einen Waffenstillstand geschlossen habe und sie daher Nordkorea auch keinen normalen völkerrechtlichen Status einräumen.
Nicht nur die internationalen Atomwaffenfragen spielen beim Konflikt um Nordkorea eine Rolle, sondern auch die innenpolitische Entwicklung in Südkorea und in den USA. In Südkorea hat sich ein dramatischer Wechsel von diktatorischen Regimen und parlamentarisch-demokratischen Regierungen abgespielt, die in jeweils unterschiedlicher Weise den Anspruch auf Gesamtkoreanische Geltung und Vertretung beansprucht haben – so wie der eingefleischte Anti-Kommunist und erste aus dem Exil in den USA und von ihnen auf den Präsidentensessel gehievte Rhee-syng man.
Dieser wurde nach mehrmaligen zunehmend manipulierten Wahlen 1960 von einer breiten Volksbewegung unter starker Beteiligung von Studenten zum Rücktritt bewogen. Danach emigrierte er wieder in die USA. Die aufgrund einer neuen demokratischen Verfassung anschließend gewählte Regierung konnte die heftigen Streikbewegungen und Proteste nicht kanalisieren und wurde 1961 durch einen Armeeputsch abgelöst. Der Führer des Putsches Park Chung Hee wurde mit mehr oder weniger Wahl- und parlamentarischer Unterstützung und geänderten Verfassungen der faktische Diktator Südkoreas. Der Kern seiner Regierungspolitik bestand, neben der weiter laufenden Abgrenzung gegen Nordkorea, in einer nachdrücklichen Industrialisierungspolitik mit Hilfe der Belieferung des kapitalistischen Weltmarktes. Sie kopierte die Politik, die zum Wiederaufstieg Japans geführt hatte und war ausgesprochen erfolgreich und machte Südkorea zu einem neuen Bestandteil der exportorientierten kapitalistischen Weltwirtschaft.
Die Industrialisierung brachte den Kampf um Löhne, um Arbeits- und Vertragsbedingungen und auch den Kampf um Koalitionsfreiheit für Gewerkschaften hervor. Deren Gründung und Tätigkeit wurde vom Staat unterbunden und entschieden bekämpft, sodaß es immer wieder zu Streiks und Demonstrationen kam.
Das diktatorische Regime wurde nach langen 18 wirtschaftlich erfolgreichen Jahren, mit enormen Steigerungen des Lebensstandards durch die Ermordung von Park durch den eigenen Geheimdienstchef 1979 beendet.
Der zunächst ernannte Regierungschef fungiert erst als Interimspräsident und wird bei einer Wahl im Dezember 1980 mit Mehrheit zum Präsidenten gewählt. Aber wenige Tage später putscht das Militär erneut und macht den General Chun zum Staatschef. Der Kurs des wirtschaftlichen Wachstums wird erfolgreich fortgesetzt und der Lebensstandard der Bevölkerung steigt weiter. Aber die Demonstrationen und Streiks nehmen wieder zu und Chun tritt mit dem Ende seiner Amtszeit 1988 zurück.
Sein potentieller Nachfolger, Ex-General Roh-Tae Woo bietet an, die folgende Präsidentenwahl nach rechtlichen Regeln zu veranstalten. Wegen konkurrierender Kandidaten bekommt Roh gleichwohl die meisten Stimmen. Roh führt die Demokratisierung und die Öffnungspolitik gegenüber Nordkorea weiter. 1991 treten Nord- und Südkorea gleichzeitig der UNO bei. Ebenfalls 1991 im Dezember schließen Nord- und Südkorea einen Nichtangriffspakt ab, aber immer noch keinen Friedensvertrag.
Vorher zogen die USA etwa 100 taktische Atomwaffen auf Südkorea ab, während Nordkorea keine eigenen Atomwaffen besitzt und auch keine Besatzungs- oder verbündete Macht existiert und daher auch keine Atomwaffen in Nordkorea stationiert sind!
1992 wird die zweite reguläre Präsidentenwahl durchgeführt und wieder siegt der konservative Kandidat, diesmal kein Militär. Gegen Chun und Roh werden Prozesse abgehalten, in denen sie wegen militärischer Gewalttaten gegen die Bevölkerung und Roh wegen des Militärputsches zu hohen Strafen verurteilt, später allerdings amnestiert werden. Der industrielle Aufschwung und des Lebensstandards der Bevölkerung geht weiter und wird erst durch die Asienkrise 1997 vorläufig gestoppt.
1997 wird ein Vertreter der demokratischen Opposition zum Präsidenten gewählt, der eine Annäherungspolitik gegenüber Nordkorea mit Kim Yong Il betreibt, die sog. Sonnenscheinpolitik. 2002 wird wiederum ein Vertreter der demokratischen Kräfte gewählt und eine gemeinsame Absichtserklärung zwischen Nord- und Südkorea für den Abschluß eines Waffenstillstandes unterzeichnet. 2003 allerdings tritt Nordkorea aus dem Atomwaffensperrwaffenvertrag aus und fängt wahrscheinlich an eigene Atomwaffen zu entwickeln.
Danach schwingt das Pendel wieder nach rechts und der folgende Präsident verschärft nicht nur die Innenpolitik sondern erneuert auch die Abgrenzungspolitik gegenüber Nordkorea.
Der Wechsel der Präsidenten und der von ihnen vertretenen Annäherungs- oder Konfrontationspolitik hat sich bis heute fortgesetzt. Zuletzt mit der Präsidentschaft von Park Geun-hye, der Tochter des ehemaligen Militär-Putschisten von 1961 und nachmaligen langjährigen Präsidenten Park. Sie wurde Ende 2016 vom Parlament für abgesetzt erklärt und trat aufgrund eines Verfassungsgerichtsurteils im März 2017 zurück. Im Mai wurde ein neuer Präsident gewählt, der zumindest als gesprächswillig gegenüber Nordkorea gewählt wurde Moon Jae-in. Ob er diese Linie bei Zuspitzung des Konfliktes durch die USA mit Nordkorea durchhalten kann, erscheint eher fraglich.

Es ist etwas mühsam sich im Internet kurz über Korea und über Nord und Süd zu informieren. Es gibt sehr viele Artikel bei Wikipädia. Aber sie decken das Thema in sehr unterschiedlichen Zeiträumen und Aspekten ab und sind zum Teil massiv aus kalter Kriegsperspektive des Westens geprägt. Daraus eine halbwegs vollständige und richtige Version zusammenzustellen ist zeitraubend und nervig.
Deshalb werden sie hier nur punktuell angegeben:
Deshalb sind vorweg mehrere Artikel angegeben, die diesen Versionen nachdrücklich entgegentreten:
1.       Am 31. August 2017 auf den Nachdenkseiten:
Rainer Werning  -Der Korea-Konflikt – Beharrliche Bunkermentalitäten.

2.       Am 2. Juni 2017 im Ausdruck

Claudia Haydt Globale Konfrontation um Korea

IMI-Analyse 2017/30 - in: AUSDRUCK (Juni 2017)


Einige ältere Zeitungsartikel aus der BRD

3.     Geschichte der koreanischen Teilung

http://www.zeit.de/1990/38/geschichte-der-koreanischen-teilung
1910: Japan annektiert die koreanische Halbinsel. Alle politische und militärische Macht liegt fortan in der Hand der Japaner. Unter Einsatz einer vor brutalster Folter nicht zurückschreckenden Militärpolizei betreibt die Kolonialmacht eine unerbittliche Japanisierungspolitik. Koreanischer Widerstand, der am 1. März 1919 in einer Unabhängigkeitserklärung artikuliert wird und in Demonstrationen und Aufständen mündet, wird mit Gewalt niedergeschlagen.

4.      7. Juni 1991, Die Zeit
UN-Beitritt Nordkoreas: Die letzte Bastion

Zwei Wikipädia-Einträge:

1.      Das Abkommen zum Waffenstillstand in Korea
Provisorischer Vertrag sichert den Frieden seit 1953
Das Waffenstillstandsabkommen zwischen Nord- und Südkorea von 1953 hat den vier Jahre währenden Koreakrieg beendet.

2.       Atommacht
Als Atommacht wird ein Staatbezeichnet, der über Kernwaffen verfügt und zusätzlich die geeigneten Trägersysteme besitzt, um die Kernwaffen einsetzen zu können. Als Atommächte gelten die USARusslandGroßbritannienFrankreich und die Volksrepublik China, ferner IndienPakistanIsrael und Nordkorea.

Eine im Text zitierte Stelle aus dem Buch:
Loth Wilfried – Die Teilung der Welt – 1941 – 1955 – dtv Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts , München 1980

Eine für Nordkorea und China Partei nehmende Position:
Die Medien sagen dass die Vereinigten Staaten eine Anzahl von Nordkoreanern eine Anzahl von Nordkoreanern umbringen werden oder für dies oder das nicht oder ohne Grund nennen aber Nordkorea„das unberechenbare und unvorhersehbare Regime“

Warum Nordkorea Atombomben braucht – und wie man sie loswerden kann
Moon of Alabama
„Bedenken Sie einmal, was Ihnen die US/westlichen Medien nicht über Korea sagen:
Peking, 8. März (Xinhua) – China machte den Vorschlag einer „beiderseitigen Einstellung“, um die drohende Krise auf der koreanischen Halbinsel zu entschärfen, so der chinesische Außenminister Wang Yi am Mittwoch.
„Als ersten Schritt könnte die Demokratische Volksrepublik Korea (DPRK = ‚Nordkorea’) ihre atomaren und raketentechnischen Aktivitäten einstellen im Austausch gegen die Einstellung der großräumigen Militärübungen der Vereinigten Staaten von Amerika und der Republik Korea (ROK = ‚Südkorea’),“ sagte Wang in einer Pressekonferenz am Rande der jährlichen Sitzung des Nationalen Volkskongresses.
Wang sagte, dass das Atomproblem auf der koreanischen Halbinsel hauptsächlich zwischen der DPRK und den Vereinigten Staaten von Amerika besteht, dass China als nächster Nachbar mit einer sehr engen Verbindung (‚wie die Lippen mit den Zähnen’) mit der Halbinsel jedoch unentbehrlich ist für die Lösung des Problems“

Spiegel Online
Dienstag, 05.09.2017   16:18 UhrI
I
Atomkonflikt mit Nordkorea hat der russische Präsident Wladimir Putin vor einer "militärischen Hysterie" gewarnt. Diese sei sinnlos und könne zu einer "globalen Katastrophe" führen. Für Putin ist klar: "Es braucht den Dialog." Das sagte der Kreml-Chef auf einer Pressekonferenz zum Abschluss der Tagung der Brics-Staaten. 

Hier sind die nicht weiter ausgewiesenen Internetadressen zu Korea, Korea Krieg, Teilung etc: 14.9.17
1..https://de.wikipedia.org/wiki/Rhee_Syng-man
3..https://de.wikipedia.org/wiki/Mandschurei

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