Rohstoff-Imperialismus
?
J.M. 19.2.11
J.M. 19.2.11
Imperialistisches
Posieren und Anti-Imperialistische Aufregung
Kürzlich
hat Verteidigungsminister Guttenberg den Zusammenhang von
Aufgaben der Bundeswehr und Wirtschaftsinteressen der BRD
angesprochen. Nach Zeitungsmeldungen hat er u. a. gesagt:
"Die Sicherung der
Handelswege und der Rohstoffquellen sind ohne Zweifel unter
militärischen und globalstrategischen Gesichtspunkten zu
betrachten".
Als
„unverklemmte“ Offenlegung der politischen Wahrheit, so wurden
diese Äußerungen von linken Kritikern bewertet, so P. Strutynski
in der UZ v. 19.11.10 und H. Schui in der JW. V. 3.12.10, und sie
haben vor einem Rohstoffimperialismus mit deutscher Beteiligung
gewarnt.
Wenn
man sich darüber klar werden will, ob es sich bei den
skandalisierten Äußerungen Guttenbergs, sowie dem tatsächlichen
gezielten Umbau der Bundeswehr für Auslandseinsätze wirklich um die
Anmeldung deutscher imperialistischer Rohstoffambitionen handelt,
dann sind dreierlei Erkundungen erforderlich: ökonomische Interessen
der Beteiligten, geographisch-geologische Erkundungen der Verteilung
der Rohstoffe und politisch-militärische der Interessenlagen und
Kräfteverhältnisse.
1.
Mögliche strategische Rohstoffinteressen der großen Mächte
Unter
welchen Umständen sollten Lieferanten von Rohstoffen, seien es
Staaten mit ihren Staatskonzernen oder private Kapitalgesellschaften
und ihre Eigentümer, ein Interesse daran entwickeln, ganz bestimmten
Käufern, einzelnen Konzernen oder Gruppen bestimmter fremder
Staaten, ihre Rohstoffe nicht zu verkaufen, wenn die Preise stimmen?
Der cash aus dem Verkauf und der Gewinn daraus, bisher in US-Dollar,
ist doch das zentrale ökonomische Interesse der Lieferanten.
Von
Seiten der Lieferanten ist ein Embargo beim Erdöl und auch
beim Erdgas auf absehbare Zeit nicht zu erwarten. Dafür fehlen
sowohl die Einzelinteressen als auch deren Gemeinsamkeit bei den
beteiligten Lieferanten, den Konzernen und Staaten. Das gilt auch für
Hartkohle (unterschieden von der Weich(Braun-)kohle). Bei allen
anderen Massenrohstoffen sieht es ähnlich aus. Denkbares Ziel eines
Embargos könnten vor allem die entwickelten kapitalistischen Länder
Europas, sowie Japan, Südkorea und Taiwan als Standorte der
Industrieverbraucher sein, die kaum über eigene Rohstoffe verfügen.
Die USA und Kanada, in Maßen Mexiko, China, Rußland, Brasilien,
Australien und Südafrika haben jeweils ein großes Spektrum an
eigenen Rohstoffen, aus denen sie sich versorgen können oder die sie
im Austausch anbieten könnten. Für Indien ist die Lage
differenziert – bisher aber ist der Verbrauch noch gering und die
Eigenversorgung teilweise ausreichend –bei Erdöl oder Erdgas
bisher jedoch nicht.
Aneignungsinteressen
von Staaten außerhalb der Förderländer zu eigenen politischen,
ökonomischen oder militärischen Zwecken, die nicht nur im eigenen
Verbrauch liegen müssen, kann man nicht prinzipiell ausschließen.
Aneignungsinteressen könnten sich auf die Sicherung der Versorgung
für die eigene Industrie, die eigene Bevölkerung oder das eigene
Militär beziehen –was unterstellt, dass es eine unzureichende
Versorgung oder eine Bedrohung dafür geben könnte.
Vielen
Imperialismuskritikern scheint dieses Szenario im Zusammenhang mit
den Ölreserven, die durch den Verbrauch drastisch geringer werden,
vor Augen zu stehen. Und es gewinnt noch Gewicht mit dem Hinweise auf
das Fördermaximum – Peak-Oil - das entweder schon gewesenen
ist oder demnächst eintreten wird. Darauf soll weiter unten noch
eingegangen werden.
Ein
Aneignungsinteresse von Staaten könnte sich ebenso auch auf die
Vorenthaltung der Versorgung für die Bevölkerung, die Industrie
oder das Militär anderer Staaten richten, entweder als automatische
Wirkung der eigenen Privilegierung oder unabhängig davon. Es könnte
sich auch auf die preisgünstige Versorgung des eigenen Binnenmarktes
oder eine ungünstige für andere Parteien richten, also Konsum- oder
Geschäftsinteressen fördern oder behindern.
Die
exklusive Aneignung von Rohstoffen durch Staaten mit dem Ziel
der Privilegierung oder eines Embargo gegen andere setzt voraus eine
politisch-militärische Kontrolle der Hauptmasse der Förderung,
ob nun bei Öl, Gas, Kohle oder anderen Industrierohstoffen. Das ist
ein geographisch-militärisches Problem.
2.
Mögliche Rohstoffinteressen der großen Konzerne
Ein
Aneignungsinteresse von kapitalistischen Konzernen, Förderern,
Eigentümern von Reserven, Verarbeitern, Transporteuren oder
kommerziellen Verbrauchern liegt auf der Hand: Vergrößerung des
Geschäftsfeldes und damit der Profitmassen sowie der Marktmacht bei
Ein- und Verkauf, und damit auch der Profitrate. Kurz, es ginge um
die Gewinnung von Monopolmacht und Monopolprofiten (Monopol, auf den
Markt bezogen, strukturell und nicht absolut verstanden, also die
üblicherweise vorhandenen Oligopole einschließend).
Die
kommerzielle Durchsetzung einer Monopolstellung für
Monopolprofite bei Rohstoffen setzt ökonomische Bedingungen voraus,
die weltpolitisch durchgesetzt sein müssen: die freie kommerzielle
Verfügbarkeit der Förderung und der Lagerstätten in den
entsprechenden Ländern und der Stoffe auf dem gesamten Weltmarkt.
Das haben die USA teils schon vor und dann mit dem II Weltkrieg zu
erreichen versucht. Aber trotz vieler Putsche und einiger
Militärinterventionen und auch richtigen Kriegen konnten sie die
sukzessive Nationalisierung des Erdöls im Nahen Osten und auch in
Lateinamerika nicht verhindern – ob ihnen die Reprivatisierung im
Irak gelungen ist, bleibt noch unklar. Auf jeden Fall ist der Versuch
in der SU, durch die innere Zersetzung des Staates in Rußland unter
Jelzin, das Öl für die anglo-amerikanischen Konzerne verfügbar zu
machen, misslungen: mit der Abservierung von Chodorkowski und der
Auflösung von Yukos unter der Präsidentschaft Putins.
Auch
für die ökonomische Monopolisierung für die Durchsetzung von
Monopolpreisen ist die Verfügung über die Hauptmasse der Förderung
im jeweiligen Rohstoffzweig erforderlich. Dagegen ist für die
Aneignung
eines großen Teils
der
Rente aus der Förderung von Rohstoffen
nur die Aneignung eines großen Teiles jener Förderungen
erforderlich, die mit der größten Rentenspanne erfolgt, als Quell
für Extraprofite. (Rente
ist kein Monopolpreis,
sondern die Differenz zwischen niedrigen und hohen Förderkosten in
Relation zum Marktpreis). i
3.
Ökonomische und geographische Umstände für
strategisch-militärische Kalküle und kriegerische Aktionen
Voraussetzung
für alles ist allerdings eine hinreichend große weltweite
Militärmacht, die nicht erfolgreich bekämpft werden kann. Es
liegt auf der Hand, dass so etwas heute und in absehbarer Zeit nur
von den USA allein, unter Duldung oder Mithilfe ihrer
Verbündeten in Europa und Asien und dem Stillhalten vor allem von
Russland und China (Atomrüstung, Vetorecht im Sicherheitsrat der
UNO) ins Werk zu setzen wäre. Die EU als Ganzes, ob für gemeinsame
Interessen oder unfreiwillig für ihre dominanten Länder BRD und
Frankreich, hat keine von den USA unabhängige Kapazität gegenüber
der Gesamtheit der Förderländer – in Konfrontation zu den USA
schon gar nicht. Für die einzelnen Länder Europas stehen solche
Möglichkeiten außerhalb des Vorstellbaren. Entsprechende Träume,
z.B. in der BRD, wären nur skurril – oder Propaganda.
Eine
staatlich-militärisch unterstützte Monopolisierung von
Rohstoffförderungen oder auch die Aneignung der Förderungen und
Lagerstätten mit den größten Rentenspannen für
Geschäftsinteressen müssen genügend Profitmasse und sehr große
Profitraten versprechen, damit der politische Apparat in den USA in
diese Richtung dirigiert werden kann, also die „Think-Tanks“, die
Medien und die Parteien für die Stimmungsmache bezahlt und die Wahl
entsprechender Präsidenten und die passenden Mehrheiten im Kongress
organisiert werden können.
Praktisch
gewendet, bleibt die Frage, welche ökonomischen Interessen oder
welches geostrategische Kalkül die USA mit den drei Kriegen (Irak
gegen Iran und die zwei gegen Irak) am persischen Golf verfolgt
haben: Billiges Öl, Versorgungssicherheit, Embargo, kommerzielle
Monopolisierung oder Aneignung der großen Ölrenten. Auf jeden Fall
ist das Öl mit den Kriegen teurer geworden – und daher die Profite
der Konzerne größer.
Zunächst
müssen wir noch das Argument der US-Vorsorge bezüglich des knapper
werdenden Erdöls behandeln, das vielen Linken so einleuchtend
erscheint. Allgemein ist es natürlich so, dass die Verteilung von
knappen Ressourcen, wenn sie für den Markt produziert werden,
nach dem Preis vor sich geht: wer zahlen kann, der bekommt es,
bei übersteigender Nachfrage steigt der Preis und einige Nachfrager
wollen und können dann nur weniger kaufen oder steigen aus. Das
regelt sich zum Teil auch an der Tankstelle! Natürlich erzeugt die
relative Dringlichkeit der Versorgung, ob bei Konzernen, Staaten oder
Konsumenten, die Bereitschaft höhere Preise zu zahlen, als bei
geringerer Zwangslage bei den anderen Nachfragern. Allerdings läuft
auch das auf die Fähigkeit zur Zahlung hinaus. Jetzt und auch noch
in naher Zukunft sind die Nachfrager aus den USA mit Sicherheit
diejenigen, die in der Welt die höchsten Preise würden zahlen
können – vielleicht durchaus bei geringeren Mengen, wenn die
Steuern erhöht werden oder die Krise strukturell bleibt. Der
US-Staat würde zudem bei Knappheit das erforderliche Öl für sein
Militär aus den eigenen Reserven oder auf dem Markt besorgen –
egal wie hoch der Preis wäre.
Wie
sähe ein Szenario aus, wenn das Öl knapp
würde, der Verbrauch verringert werden müsste, die industrielle
Weltproduktion und der Welthandel wahrscheinlich schrumpfen würden,
und die USA mit militärischem Zugriff versuchen würden
die eigene Versorgung zu sichern? Die militärische Strategie zur
Sicherung würde natürlich den erforderlichen enormen Einsatz an
militärischen und sonstigen Ressourcen möglichst klein halten
müssen: kleinste geographische Entfernung und Streuung und geringste
Stärke der potentiellen Gegner. Die Ziele wären entsprechend
Mexiko, Kanada, Venezuela, evt. Brasilien und dann Westafrika mit
Nigeria und Angola – aber nicht der Nahe Osten, der von den USA
maximal weit weg ist, und schon jetzt viele Gegner umfasst, die man
militärisch nicht im Griff hat und viele, die dazu kommen könnten.
Der
jetzige
Nah-Ost-Einsatz kann
also keinem vernünftigen geopolitischen Kalkül der
Versorgungssicherheit oder günstigen Preisen für knapp werdendes Öl
entsprechen – wobei Unvernunft und Kurzsichtigkeit der
US-Regierungsapparate natürlich nicht ausgeschlossen werden können.
ii
Halten
wir also fest, dass es im Allgemeinen keine ökonomischen Motive
für die Produzenten von Rohstoffen gibt, ihre Produkte dem Weltmarkt
oder einzelnen Nachfragern vorzuenthalten, es sei denn für den
eigenen, politisch abzusichernden Bedarf. Entsprechend gibt es auch
bei den Abnehmern keine ökonomischen Gründe, ihren Bedarf am
Weltmarkt vorbei mit militärischen Mitteln zu befriedigen. Es sei
denn, sie könnten daraus Monopolprofite erlangen. Das könnte
bei Rohstoffen entweder nur aus der Beherrschung des größten Teils
der Förderungen und Lagerstätten und daraus zu diktierenden
Monopolpreisen resultieren, oder aus der großen Rentenspanne
sogar nur einer einzigen sehr großen Lagerstätte, die schon allein
sehr große Gewinne verspräche.
4.
Die Verteilung der nicht energetischen Rohstoffe und der Kohle in der
Welt
Als
Nächstes wäre also die geographische Monopolisierbarkeit und
damit die Möglichkeit der militärischen Aneignung zu prüfen.
Die
größten Lagerstätten für die nicht energetischen
Massenrohstoffe, aber auch für die selteneren, sind über die
Hauptförderländer verteilt: China, USA, Australien, Südafrika,
Kanada, Südamerika und für einige Stoffe auch das mittlere Afrika
und Indonesien. Viele andere Gebiete haben ebenfalls bei diesem oder
jenem Rohstoff größere Vorkommen, wie z.B. bei Bauxit für
Leichtmetall.
Die
meisten Vorkommen für die „westlichen“ Abnehmer in den
entwickelten kapitalistischen Staaten liegen also politisch,
ökonomisch und militärisch in Gebieten und Staaten, die selber zum
sog. Westen gehören oder von ihm abhängen. Das gilt für die
USA selber, für Kanada, wohl auch für Mexiko, für Australien und
für Südafrika. Chile und Peru, sind zu klein für Eigenständigkeit
und Widerstand und haben jetzt schon eher willfährige Regierungen.
Auch Indonesien dürfte im Einflussgebiet des Westens liegen.
Indien
hat keine besonders großen und verschiedenartigen Rohstoffe, außer
Kohle und ist politisch wegen seiner Größe nicht unmittelbar
abhängig vom sog. Westen. Brasilien und Russland haben ebenfalls
eine gewisse Eigenständigkeit aufgrund ihrer Größe und dazu eine
gewisse ökonomische Selbständigkeit und sind nur bedingt
druckempfindlich. Wobei allerdings Russland mehr und Brasilien
weniger auf den Rohstoff-Export für ihre Deviseneinnahmen angewiesen
sind. Die industrielle Wertschöpfung ist bei beiden, gemessen an
Europa, den USA oder Japan noch relativ klein. Russland ist wegen
seiner strategischen Atomrüstung faktisch unangreifbar. Abgesehen
davon macht die Größe des Landes militärische Landoperationen im
Westen illusorisch und im Osten politisch bisher unmöglich -
Ostsibirien grenzt an Nordchina. China ist im Moment beim Handel noch
vom sog. Westen abhängig, sowie gegenwärtig und perspektivisch
zunehmend erheblich von Rohstoffeinfuhren z.B. aus Australien und
Brasilien - obgleich es bei sehr vielen Stoffen über sehr große
Lagerstätten verfügt.
Die
Lagerstätten von Hartkohle befinden sich hauptsächlich in den
USA und in China, in Au-stralien, Südafrika, Russland, Indonesien
und Polen. Die USA und China verbrauchen fast alles selbst, ebenso
wie beim eigenen Erdöl und Erdgas, Rußland verbraucht den größten
Teil der Kohle ebenfalls selbst. Auch Indien verbraucht die recht
große eigene Kohleförderung selbst. Die größten Kohlereserven
haben die USA, danach folgt China. Die gesamten Kohlereserven der
Welt sind vom Energiegehalt her größer als die gesamten Öl- und
Gasreserven zusammen. Auch das Uran ist über einige Fundorte in der
Welt verteilt.
5.
Die Rohstoffkonzerne
Neben
den geologischen und geostrategischen Eigenschaften der Länder
spielen auch die Eigentumsverhältnisse der Rohstoffunternehmen
eine Rolle bei den Interessenlagen der Beteiligten. Es ist ein
großer Unterschied, ob die Unternehmen staatlich sind und so
potentiell gesellschaftlichen Interessen dienen können, oder ob es
sich um private Kapitalgesellschaften handelt, die entweder von
Kapital aus dem Inland oder aus den kap. Zentren, oder von beiden
finanziert werden. Die erneute Verpflichtung von Venezuelas
Staatskonzern auf gesellschaftliche Interessen durch die Regierung
und die daraufhin erfolgenden Rückzüge der großen privaten
Ölkonzerne aus Venezuela illustrieren mit den begleitenden
politischen Pressionen und Putschversuchen diesen Zusammenhang.
Die
fördernden, transportierenden, verarbeitenden und verkaufenden
Unternehmen von Rohstoffen, z. T. einschließlich großer Förderungen
und Reserven von Hartkohle (nicht von Erdöl und Erdgas) sind vier
bis fünf große internationale Rohstoffkonglomerate, die den
größten Teil der Produktion und des Welthandels bei Rohstoffen
abwickeln: Die brasilianische Vale (dominant bei Eisenerz aus
brasilianischer Förderung), die englisch-australische Rio-Tinto, die
englisch-australische BHP-Billiton, die südafrikanisch-englische
Anglo-American und der Rohstoffgroßhändler und weltweiter
Mineneigentümer Glencoe, inzwischen größter Aktionär bei Xstrata,
einem weiteren Minenkonzern, beide mit Sitz in der Schweiz. Dazu
einige spezialisierte Konzerne, meist mit dem Schwerpunkt auf einem
Rohstoff und in einem Land, wie z.B.: Nickel (Norilsk, Rußland),
Kupfer (Codelco, Chile) und Leichtmetall (Rusal, Russland; Alcoa,
USA). Die ökonomische Größenordnung der drei anfangs genannten
großen Konzerne bewegt sich bei Umsätzen um 50 Mrd. Dollar, die
Zahl der Beschäftigten von unter 50 bis unter 100 Tausend, bei
maximalen Börsenkapitalisierungen von 150 Mrd. und bei Gewinnen von
höchstens 10 Mrd. Dollar in den Vorkrisenjahren – sehr große
Konzerne also, aber nicht die Weltspitze. Wobei sich das
Fusions-Karussell seit Jahren heftig dreht.
Es
gibt also im Bereich der nicht-energetischen
Massen-Industrierohstoffe (einschließlich Hartkohle) weder bei der
Förderung, bei der Verfügbarkeit, bei den Lagerstätten, bei den
Produzenten oder der Verteilung, noch bei den Preisen eine
Notwendigkeit oder auch nur eine Chance für eine imperialistische
Sicherung, Aneignung oder Monopolisierung der Rohstoffe, selbst für
große Abnehmer oder Produzenten wie USA, China oder Russland nicht -
von deutschen Nachfragern einzeln oder als Einkaufskartell, von der
BRD-Regierung diplomatisch oder militärisch gar nicht zu reden.
Die
Rentenspannen sind bei den meisten nicht energetischen
Rohstoffen (auch bei Hartkohle) sehr viel kleiner als beim Öl, fast
überall wird in großen Tagebauen abgebaut. Und zudem gibt es nur
wenige Stoffe, wo wirklich sehr große Vorkommen auf kleinem Raum
konzentriert sind und alle anderen klein und verstreut wären. Daher
wären auch die möglichen Summen aus eventuellen künftigen Renten
ziemlich klein, die man mit militärischen Maßnahmen aneignen
könnte.
Ein
Embargo aus politischen Gründen, z.B. zur Schädigung von
Konkurrenten oder zur Ausschaltung von Gegnern, stellt noch schärfere
Bedingungen und ist daher auszuschließen – außer durch die USA
gegenüber einzelnen isolierbaren Staaten, wie Kuba und Iran. Aber
das hat bisher sogar bei diesen beiden seine Grenzen.
6.
Verteilung und Aneignung von Erdöl und Erdgas
Bei
den Energierohstoffen Erdöl und Erdgas liegen die Dinge, was die
geographische Verteilung angeht etwas anders. Die größte Förderung
von Erdöl findet sich in Russland, dicht gefolgt von Saudi-Arabien.
Die mit Abstand größten Reserven liegen dagegen in Saudi
Arabien, und dann jeweils etwa halb so viel im Iran und Irak, sowie
in Kuweit und den Emiraten und dann mit etwas Abstand in Russland.
Davon wiederum etwa halb so viel haben Libyen, Nigeria, Venezuela,
USA und Kasachstan. Dann folgen mit Abstand Mexiko, Brasilien, China,
Katar, Angola und Algerien und danach noch einige recht kleine
Lagerstätten in anderen Ländern. Auch wenn sich die größte sowie
die vier nächst größeren Lagerstätten rund um den Persischen Golf
gruppieren, so sind doch große aktuelle Förderungen und in Summe
auch große Reserven weit weg davon in anderen Gegenden der Erde
verteilt.
Für
eine aktuelle Monopolisierung der Erdölförderung, aus
ökonomischen oder auch aus strategischen Gründen, müssten z.B. die
USA oder „der Westen“ außer dem persischen Golf einschließlich
Iran, noch die Region des kaspischen Meeres selbst und jene
nordöstlich davon, Nord- und West-Afrika, Mexiko und Venezuela,
künftig auch Brasilien, die USA selbst einschließlich Alaska,
die Nordsee und vor allem Russland in den (militärischen) Griff
bekommen. Das ist selbst für die USA, auch zusammen mit ihren
Verbündeten, völlig ausgeschlossen.
Die
drei, vier sehr großen Gasvorkommen liegen weit auseinander,
bilden aber den allergrößten Anteil aller bisher gesicherten
Vorkommen und sind je einzeln sehr große Lagerstätten: Russland,
Iran, Katar sowie Turkmenistan. Alle zusammen sind militärisch nicht
zu beherrschen, von keinem Staat oder Bündnis in der Welt. Natürlich
wären sie militärisch zerstörbar, wie alle Quellen und Minen,
Rohrleitungen, Terminals, Schiffe und Eisenbahnen.
7.
Förderung und Reserven von Erdöl in Saudi Arabien
Beim
ökonomischen Interesse der Aneignung der Rente aus der
Erdölförderung liegen die Verhältnisse ziemlich einfach.
Dafür ist keine Monopolisierung eines sehr großen Anteils der
Förderung erforderlich. Es reicht die praktische Verfügung über
eine einzelne große Förderung und die Sicherung der zugehörigen
Reserve, wenn sie eine große Rentenspanne bieten. Natürlich müsste
die absolute Größe immerhin ausreichen, um den Anreiz für die
Investoren und den Aufwand für die politischen Kosten (s.o.)
lohnenswert erscheinen zu lassen.
Die
Rente aus Bergbauprodukten ergibt sich aus dem Weltmarktpreis
abzüglich der Kosten für Förderung und Transport. Wenn der
Weltmarktpreis für Rohöl zwischen 60 und 90
Dollar liegt (Saudisches Öl ist etwas billiger, weil nicht so rein)
und die Förderkosten maximal etwa 5 $ pro Barrel betragen, dann
beläuft sich die Höhe der Rente auf 55 bis 85 Dollar pro Barrel.
Über die Transportkosten kann hier nichts Genaues gesagt werden,
aber sie werden bei den Riesentankern mit 300 tausend Tonnen
Ladefähigkeit auf der Route um Südafrika nur 1-2 Dollar pro Barrel
ausmachen.
Wenn
die laufende Förderung von Saudi Arabien jährlich bei 3,7
Milliarden Barrel liegt, dann beträgt die Summe der jährlichen
Rente daraus zwischen 207 und 319 Milliarden Dollar. Wenn wir davon
nur den exportierten Anteil (71 Prozent) anrechnen, haben wir eine
jährliche Rentensumme zwischen 147 und 227
Milliarden Dollar, je nach dem
Weltmarktpreis des Erdöls zwischen 60 und 90 Dollar pro Barrel. Wenn
man dies mit den 40 Milliarden
Gewinn in
Dollar von Exxon Mobil
in einigen der letzten Jahre vergleicht, dann weiß man, welche
Extraprofite in Saudi Arabien auch nur bei der Übernahme der
laufenden Förderung winken.
Aber
- wer die Macht und Verfügung über die Förderung hat, dürfte sie
auch über die Reserven haben. Und dann gilt Ungeheuerliches:
Für die gesamten Reserven von 266
Milliarden Barrel, die Saudi Arabien zugerechnet werden,
ergeben sich für den insgesamt angerechneten 71-prozentigen
Exportanteil die Rentensummen zwischen
10 und 16 Billionen
Dollar! Zur Verdeutlichung der
Größenordnung: Das laufende BIP der USA beträgt rund 15 Billionen,
das der BRD 3,3 Billionen und das der Welt rund 50 Billionen Dollar.
Wer
sich das Rechnen sparen will: das würde reichen um für Exxon Mobil
40 Mrd. Dollar Gewinn für die nächsten 250 Jahre
zu garantieren - wenn nicht bei der
gegenwärtigen Förderungsrate alle Vorräte
von Saudi Arabien schon in rund 70
Jahren aufgebraucht wären.
Allerdings reichen die gesamten Reserven der Welt bei der
gegenwärtigen Gesamtförderung nur noch für 41
Jahre, ohne Saudi Arabien gerechnet,
noch erheblich kürzer. (dabei ist der Einfachheit halber immer
angenommen, dass das gesamte Öl eines Vorkommens gefördert werden
kann, was technisch kaum möglich ist)
8.
Die Rente aus dem Öl der Saudis als imperialistisches Projekt
Wenn
es bei den Kriegen gegen den Irak, das Embargo und die Kampagne gegen
den Iran nicht direkt um deren Öl geht, was waren und sind dann die
Gründe? Die Quellen Saudi-Arabiens militärisch zu erobern ist sehr
einfach, sie liegen nicht weit vom Golf und sind geographisch
konzentriert. Kuweit und die Emirate könnten gleich mit eingesackt
werden. Es gibt nur wenig Bevölkerung und auch nur wenig Militär.
Die High-Tech Flugspielzeuge der Saudi-Luftwaffe aus den USA würden
in einem solchen Fall sicherlich nicht funktionieren. Irak und nun
der Iran wären zwar je für sich keine militärisch potenten
Verhinderer einer US-Invasion in Saudi-Arabien, aber auf Dauer doch
unkalkulierbare Störfaktoren. Die Ausschaltung des Irak sollte sich
ja durch die Aneignung von deren Ölquellen selbst finanzieren. Durch
die dilettantische Besatzungspolitik der USA hat sich das bisher eher
als politische Stärkung des schiitischen Regimes im Iran ausgewirkt.
Und so muß der Iran an der Aufrüstung und an der Industrialisierung
gehindert und in die Falle einer Bombardierung getrieben werden, wie
in den 90er Jahren der Irak.
Für
die ungeheuerlichen Summen von 10 oder 15 Billionen Dollar
potentiellen Renten unter dem Wüstensand setzen
die Aktionäre der Ölkonzerne und die beteiligten Bourgeoisien auch
Ungeheuerliches in Gang
– von den Putschen und anschließenden Militärhilfen, über den
Krieg Irak gegen Iran, dem ersten Krieg gegen Irak, 9/11 und dem
zweiten Krieg gegen Irak mit dem „kleinen“
propagandistisch-kriegerischen Umweg über Afghanistan. iii
Voraussetzung
dafür, dass sich die Rechnung für die Aktionäre lohnt, ist
allerdings, dass nicht sie selbst die
militärischen Kosten für die Aneignung übernehmen. Für die erste
Stufe tut dies der amerikanische Steuerzahler und mit dem Vorhalten
der riesigen US-Kriegsmaschine für
etwa 800 Milliarden Dollar pro Jahr
laufenden Kosten für Mannschaften, Ausrüstung, Energie und
Stützpunkten, Verwaltungs- und Führungsapparat. Für die zweite
Stufe hat dies ebenfalls der amerikanische Steuerzahler mit vielen
Hunderten Milliarden Kriegskosten für
die Kriege gegen Afghanistan und den Irak getan, und einige andere
Länder mit sehr viel kleineren Beiträgen und Hilfstruppen zur
Legitimation. Es fehlen noch die dritte Stufe gegen den Iran und die
vierte Stufe der direkten Eroberung. Die kann aber eventuell auch in
einem demokratischen Aufstand gegen das erzreaktionäre Saudi-Regime
bestehen – ähnlich, wie es die USA und viele NGOs gegen das
erheblich weniger reaktionäre Regime in Iran vorantreiben. Am
wahrscheinlichen Ende einer Operation gegen Saudi Arabien wäre das
keine schlechte Bilanz für Exxon und die anderen Ölmonster – und
eine klare Realdefinition für Imperialismus.
Ein
deutscher Imperialismus schaut dabei durch die Röhre, ein
europäischer zeigt sich als Fehlgeburt – die Aktionäre von Shell
und BP und vielleicht auch die von Total assoziieren sich lieber mit
dem Kapital der US-Ölkonzerne und lassen die USA und ihr Militär
die Sache erledigen.
Erdöl:
Welt und Saudi-Arabien – Förderung, Reserven in Barrel und in
US-Dollar
Welt
|
Saudi
Arabien
|
Welt
|
Saudi
Arabien
|
Saudi
Arabien
|
Saudi
Arabien
|
|
Förderung
Millionen
|
Förderung
Millionen
|
Wert
Mill
$
Bei
80 $
Durchschnitt
2010
|
Wert
Mill
$
Bei
80 $
Durchschnitt
2010
|
Rente
b
5 $ Kosten u 55 $ RentenSpanne
Mill $
|
Rente
b
5 $ Kosten u 85 $ Renten Spanne
Mill $
|
|
Förderung
Barrel
pro Jahr
|
28.426
|
3.760
|
2.274.080
|
300.800
|
206.773
|
319.558
|
Export
Barrel
pro Jahr
|
2.672
|
213.760
|
146.949
|
227.103
|
||
Reserve
Barrel
|
1.167.015
|
264.895
|
93.361.200
|
21.191.600
|
||
Rente
aus
Reserve
|
19.867.1325
|
14.569.225
|
22.516.075
|
|||
Rente
ausExportanteil
der
Reserve
|
10.344.150
|
15.876.452
|
||||
Jahre
möglicher Produktion in der Höhe der laufenden Entnahme
|
41
|
70,5
|
Wenn
der Weltmarktpreis weiter steigt, die Förderkosten aber nicht oder
weniger steil – dann steigt die potentielle Rente pro Barrel des
ruhenden, noch nicht geförderten Öls. Dem steht die Verminderung
der Reserve durch die laufende Förderung entgegen, solange die
Förderung noch den Saudis überlassen werden muß: Aber es bleibt
auf lange Zeit ein goldener Schatz unter dem Wüstensand, dessen Gold
mit dem Weltmarktpreis immer wertvoller, allerdings während der noch
verbleibenden maximal 70 Jahre auch immer kleiner wird.
9.
Die Erdölkonzerne
Beim
Erdöl liegen Förderung, Transport, Verarbeitung und Lieferung an
die Kunden in der Welt einerseits bei privaten Konzernen. Das sind,
nach einer beispiellosen Konzentrationswelle in den letzten zwei
Jahrzehnten, in der Reihenfolge ihrer Bedeutung der US Konzern
Exxon-Mobil, der niederländisch-britische Konzern Royal Dutch Shell,
der britische Konzern BP und der US-Konzern Chevron-Texaco. Dazu
kommt als fünftgrößter noch die französische Total. Exxon
rangiert mit Abstand vor allen anderen privaten Ölunternehmen:
Konzern
Kennziffern |
Exxon-Mobil
|
Royal-Dutsch
Shell
|
Saudi
Aramco
|
Börsen-Kapitalisierung
Anfang 2011 - Mrd $ |
331
Mrd. $
|
208
Mrd $
|
700
bis 800
|
Umsatz – Mrd $ - 2010 |
383
|
||
Gewinn – Mrd $ - 2010 |
30
|
18,6
|
|
Förderung – Mill Barrel/Tag -2008 |
4,2.
|
3,5.
|
10,3
|
Reserven –Mrd Barrel-2008 |
22,8
|
11,8
|
Daneben
gibt es die privaten russischen mit staatlichem Einfluß, und die
chinesischen mehr oder weniger staatlichen Konzerne. Und dann die
staatlichen Förderkonzerne, die z. T. auch direkt die weitere
Versorgungskette bedienen. Der größte Förderkonzern der Welt ist
mit großem Abstand die saudische Aramco. Aktien von ihr
werden an keiner Börse gehandelt, ihre virtuelle
Börsenkapitalisierung wird auf 700 bis 800 Milliarden Dollar
geschätzt. Ihre Förderung betrug im Jahr 2008 10,3 Millionen Barrel
pro Tag – 2,5 mal so viel wie der größte private Konzern: Exxon.
Iran,
Libyen, Algerien, Mexiko, Nigeria, Venezuela und Brasilien haben
ebenfalls staatliche Monopolunternehmen. Im Irak steht das
Staatseigentum am Erdöl inzwischen unter dem Einfluß der
Besatzungsmacht.
Die
„westlichen“ Konzerne haben immer geringer werdende Reserven in
ihren Konzessionsgebieten mit immer höheren Förderkosten.
Allerdings haben sie in der letzten Zeit jeweils noch jährliche
Gewinne zwischen 10, 20 und mehr Milliarden Dollar aus den Renten
abgeschöpft, allein Exxon 2008 über 45 Mrd. Dollar. Das ist mehr
als die meisten Rüstungsunternehmen an Umsatz verzeichnen können,
auch in den USA - die Rüstungsgewinne bewegen sich eher bei einem
Zehntel der Ölgewinne. Wenn es also ein Interesse an
imperialistischen Ölabenteuern gibt, dann ist es die
Reprivatisierung der Ölproduktion und der Ölreserven am Golf,
mit ihren geringen Förderkosten und den so gegebenen enormen
Rentenspannen, sowie den immer noch riesigen potentiellen
Rentensummen aus den großen Reserven. Bei solchen imperialistischen
Ambitionen geht es nicht um geostrategische Machtspielchen für die
Weltherrschaft – die haben die USA militärisch sowieso, außer
gegenüber Russland und China,– sondern es geht um cash aus der
Differenz von Produktionskosten und Verkaufserlösen und um die
potentielle Rente aus dem Öl-Vermögen unter der Erde für die
Aktionäre.
Die
Lagerstätten von Erdgas haben wir erwähnt, diejenigen von
Hartkohle ebenfalls. Es ist völlig klar, dass die sog.
westliche Welt, die USA und ihre entwickelten Vasallen bei den
Industrie-Rohstoffen mit ihren Konzernen schon längst am Ball ist,
auch bei der Kohle, mit Ausnahme von Öl und Gas – es braucht dafür
also keine Nato, mit oder ohne Bundeswehr. Wenn es denn um die
Aneignung von Rohstoffen geht, dann haben wir es hier schon mit einer
gemeinsamen Praxis des „westlichen“ Kapitals zu tun –
allerdings im Großen und Ganzen ohne das besondere Eingreifen ihrer
Staaten – weder zu Hause noch in fremden Staaten. Allerdings gibt
es in Südamerika wohl immer noch Reste des „Yankee-Imperialismus“
- Kolumbien, Peru und bis vor kurzem Bolivien, bei Chile kann man
zweifeln. Indonesien ist wohl auch mehr Opfer als Profiteur seiner
Rohstoffe. Wobei der Vorteil der unabhängigen Staaten mehr bei ihren
Staatsfunktionären und Bourgeoisien und weniger oder gar nicht bei
den Arbeitern der Minen und der Bevölkerungen in den Förderländer
liegt.
10.
Objektive Interessen und imperialistische Ambitionen
Die
Kalkulation objektiver Interessen großer potenter kapitalistischer
Staaten, für eine eigene Rohstoffstrategie zur Erlangung
ökonomischer Vorteile ihrer Konzerne gegenüber ihren auswärtigen
Konkurrenten oder des Staates gegenüber anderen Staaten, lässt sich
dahingehend zusammenfassen:
Es
gibt solche objektiven Interessen aufgrund der Umstände nicht:
-
Raub, Privilegierung, Monopolisierung oder Erpressung mittels Boycott
oder Embargo im großen Stil lohnen sich nicht oder sind militärisch
nicht machbar. Das gilt sogar für die USA und auch für China, viel
mehr noch für alle sonst hoch industrialisierten Staaten, wie für
Japan, Südkorea oder die europäischen Staaten. Es gilt aber auch
für die EU insgesamt.
Nur
bei der Rente aus dem Öl am Persischen Golf ist das anders. Und
dort finden seit nunmehr etlichen Jahrzehnten auch die einzigen
wirklichen imperialistischen Kriege um Rohstoffe statt. Und dabei
spielen die anglo-amerikanischen Ölkonzerne und die USA als
militärische Macht die zentrale Rolle.
Bleibt
noch der zweite Teil der stehenden Formel von besorgten
Anti-Imperialisten, Friedensfreunden und Freunden der 3. Welt: Die
militärische Sicherung der Transportwege für Rohstoffe und
Handelsrouten. Geostrategisch liegt es auf der Hand, dass solche
Routen nur an Meerengen oder Kanälen militärisch zu unterbrechen
sind – und dies nur von den Anrainern oder von militärisch
überwältigend potenten Staaten. Praktisch ist nur die Straße
von Hormuz im Kampf der USA gegen den Iran relevant. Es gibt wohl
keine vernünftigen Kapitalisten in der BRD, die dort gerne
mitmischen wollten – vor allem fehlt das Interesse! Und die
Vernunft wird die BRD-Politiker hoffentlich davon abhalten sich als
Vasallen in ein entsprechendes imperialistisches US-Abenteuer
hineinziehen zu lassen.
Aber
es gibt auch keine ökonomisch oder strategisch begründeten
Sonderinteressen der Konzerne der BRD aus der Konkurrenz gegenüber
anderen Exporteuren und Nationen. Für den Import gilt das ebenfalls.
Wer sollte ein Interesse daran haben, die Importe in die BRD zu
unterbrechen – gegen den man sich, evt. präventiv, alleine oder
kollektiv rüsten müsste? Militärisch wäre eine Sperrung oder
Öffnung von Seewegen für die BRD sowieso nur im Verbund mit der EU
und/oder der Nato möglich – wenn denn alle anderen still hielten.
Schon aus diesem Grund können wir alle Überlegungen für die BRD
ausschließen.
Auch
eine Sperrung des Suez-Kanals liegt bei allen denkbaren Beteiligten
und Interessenten in keinem vernünftigen ökonomischen, und wohl
auch keinem verständigen politischen Interesse.
Die
Redeweise von der imperialistischen Absicherung von Transportwegen
für und durch die BRD ist also reine Phantasie, was die
Handelswaren, die Interessen von Beteiligten und die
politisch-geographischen Gegebenheiten betrifft. Für die Bundeswehr
sind oder wären das allerdings Arbeits-, und für die
Rüstungsindustrie Auftrags- und Profitbeschaffungsmaßnahmen. Die
Redereien von deutschen Politikern sind jedoch der Versuch ihre
diversen Hilfsdienste für die USA mit imperialistischem Posieren
zu verdecken. Und leider gelingt ihnen das vor allem auch bei den
linken Kräften.
Alles
oben Gesagte beruht auf der Voraussetzung rationaler Kalkulationen
durch die potentiellen Beteiligten bei der Verfolgung ihrer eigenen
Interessen. Dass es praktisch immer auch oder wieder
nationalstaatliche oder nationalistische Antriebe und imperiale
Phantasien bei Kapitalisten, Konzernführungen, Parteien, Regierungen
und Staatsapparaten, gerade auch im Militär und bei Geheimdiensten
oder in Außenministerien gibt, ist dabei nicht ausgeschlossen. Das
trifft vor allem auf traditionsreiche imperialistische Staatsapparate
in den alten Kolonialländern, oder früheren
Möchtegern-Imperialisten, wie Deutschland – oder auch die USA zu,
den bestrittenen Weltdominator seit 1945 und den bisher noch
unbestrittenen seit 1991. Aber auch solche Haltungen und Aktivitäten
können auf Dauer ohne eine
materielle Grundlage mit soliden ökonomischen Interessen keine
Erfolge zeitigen und real nichts bewegen – höchstens Katastrophen
erzeugen. Ökonomische Grundlagen für einen deutschen Imperialismus
fehlen an allen Ecken und Enden. Diese werden auch nicht durch die
relative ökonomische Überlegenheit in Europa und anderswo gegenüber
ihren ökonomischen Konkurrenten geliefert – in einigen Branchen,
bei einigen Konzernen, bei einer einzelnen Bank oder dem Staat der
BRD. Da gibt es auf der Welt jeweils immer noch andere, die in einer
anderen Liga spielen oder die sich zusammen tun können –
ökonomisch, geographisch, politisch und vor allem militärisch. v
-----------------
i
Eine erste gründliche
Erörterung dieses Themas findet sich bei Dieter Lohaus, Ein
unerledigtes Geschäft, Die USA und das Öl der Verweigerer Iran und
Irak, in Marxistische Blätter 5/01: Zwischenimperialistische
Kräfteverhältnisse, S.47-58; dort werden der geschäftliche und
der politisch-militärische Grund für die Invasion des Irak durch
die USA (die Rente des Nah-Ost-Öls durch Re-Privatisierung der
Quellen für die anglo-amerik. Konzerne und die Beseitigung des
militärischen Hindernisses Irak für die Eroberung auch des
Saudi-Öls) benannt. Noch vor dem Anschlag auf das
World-Trade-Center werden die vielen publizistischen und politischen
Indizien für den Invasionsplan gegen den Irak ins Licht gehoben –
und festgestellt, dass bis dahin nur der populäre
vereinheitlichende Faktor für eine Kriegskoalition des Westens
fehlte. Der dann ja mit dem Anschlag am 11.Sept 01 prompt
nachgeliefert wurde. Der Wert der Rente nur der irakischen
Ölreserven wird bei einem Weltmarktpreis von damals 25 $ mit etwa 2
Billionen angegeben. Der Wert der Rente aus den gesamten
Lagerstätten am Golf wird mit etwa 10 Billionen $ bezeichnet, von
dem der größte Teil aus den Reserven von Saudi-Arabien besteht.
ii
Lohaus
untersucht dann jährlich die jeweils neue politisch-militärische
Lage und die Veränderungen der Wertverhältnisse am Golf mit dem
steigenden Ölpreis und die daraus resultierende Strategie der USA
am Golf.
MarxBl
3/02: Nächste Station Bagdad – übernächste Riad; UZ Vor dem
ersten Waffengang des Großen US-Krieg: 4.10.02: Krieg um die
Ölrente des Nahen Osten: Irak; Internet: UZ 11.10.02: Die
Kriegsbeute wird verteilt:
>http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Irak/lohaus.html<
ebenfalls noch vor dem Krieg: Marx Bl. 1/03: Zu den Zielen der US-Kriegsstrategie, zu finden unter: >http://www.neue-impulse-verlag.de/mbl/archiv< ; während des Krieges u kurz danach: Beitrag im Sammelband R. Göbel Hrsg: Bomben auf Bagdad; D L: Zu den Zielen der US-Strategie: Eroberung der Ölrente des Nahen Ostens, S.263-283; zu den Schwierigkeiten aus dem Dilemma der Besatzung: MBl 4/04, Zur US-Strategie am Golf, Teil I; MBl 5/04, Zur US-Strategie am Golf, Teil 2;
>http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Irak/lohaus.html<
ebenfalls noch vor dem Krieg: Marx Bl. 1/03: Zu den Zielen der US-Kriegsstrategie, zu finden unter: >http://www.neue-impulse-verlag.de/mbl/archiv< ; während des Krieges u kurz danach: Beitrag im Sammelband R. Göbel Hrsg: Bomben auf Bagdad; D L: Zu den Zielen der US-Strategie: Eroberung der Ölrente des Nahen Ostens, S.263-283; zu den Schwierigkeiten aus dem Dilemma der Besatzung: MBl 4/04, Zur US-Strategie am Golf, Teil I; MBl 5/04, Zur US-Strategie am Golf, Teil 2;
„Wer
die Terroranschläge am 11. September in den USA verübt hat, weiß
man noch nicht. Die Folgen aber sind absehbar. - Die Anschläge
gegen das World-Trade-Center in New York und das Pentagon in
Washington zielten auf die Zentralmacht des Weltkapitalismus.
Allerdings wird auch dieser Terroranschlag wieder zeigen, daß diese
Kampfesweise die Herrschenden stärkt, diesmal auch international.
Von einer solchen Geschlossenheit nach innen und...“
iv
Die
oben genannten Zahlen stammen aus der Veröffentlichung der
Bundesanstalt für Geowissenschaft und Rohstoffe (BGR) von 2009,
oder
lassen sich daraus leicht errechnen: >Reserven,
Ressourcen und Verfügbarkeit von Energierohstoffen 2008 (Kurzstudie
2009)<(abzurufen unter >bgr.bund.de<)
>Hrsg.:
Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe; Kurzstudie 2009:
Reserven, Ressourcen und Verfügbarkeit von Energierohstoffen 2008 <
http://www.bgr.bund.de/nn_330718/DE/Themen/Energie/Downloads/Energiestudie-Kurzf-2009,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/Energiestudie-Kurzf-2009.pdf
>Deutsche
Bank; Nutzerleitfaden Rohstoffe, Jan 2007; Deutsche
Bank AG; Winchester
House; 1 Great Winchester Street; London EC2N 2DB; United Kingdom –
<http://www.etc.db.com/pdf/DE/prospectus/DB%20Leitfaden%20Rohstoffe.pdf
>Rohstoffwirtschaftliche
Bewertung der Länder Afrikas, Asiens, der Gemeinschaft unabhängiger
Staaten (GUS) mit Georgien und Südamerikas im Hinblick auf die
Bedeutung für Deutschland, Deutsche
Rohstoffagentur;Sept
2010<http://www.bgr.bund.de/nn_1920686/DE/Themen/Min__rohstoffe/Downloads/laenderbewertung,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/laenderbewertung.pdf
Dies ist eine Fundgrube und geradezu ein Kompendium für die Suche nach Verbindungen der BRD zu Rohstoffproduzenten in der weiten Welt, mit Angabe der Stoffe, des Wertumfanges und der beteiligten Unternehmen und der Abhängigkeiten der BRD von den Rohstoffen, aber auch der Rohstoff-Länder von deren Export – das Einfallstor für Einflußnahme aller Arten – aber ohne imperialistische Chancen für ein einzelnes Land, wie die BRD.
Dies ist eine Fundgrube und geradezu ein Kompendium für die Suche nach Verbindungen der BRD zu Rohstoffproduzenten in der weiten Welt, mit Angabe der Stoffe, des Wertumfanges und der beteiligten Unternehmen und der Abhängigkeiten der BRD von den Rohstoffen, aber auch der Rohstoff-Länder von deren Export – das Einfallstor für Einflußnahme aller Arten – aber ohne imperialistische Chancen für ein einzelnes Land, wie die BRD.
>Bundesministerium
für Wirtschaft, Familie und Jugend (Österreich); International
Organizing Committee forthe World Mining Congress; World mining
data; Volume 25 – Minerals Production / Rohstoffproduktion; Wien
2010<http://www.bmwfj.gv.at/energieundbergbau/weltbergbaudaten/Seiten/default.aspx
Ein sehr umfangreiches Kompendim der weltweiten Rohstoffproduktion nach Stoffen, Ländern und Ländergruppen in unterschiedlichen Zusammenstellungen in sotfflichen Größeneinheiten und Entwicklungen seit 1985.
Ein sehr umfangreiches Kompendim der weltweiten Rohstoffproduktion nach Stoffen, Ländern und Ländergruppen in unterschiedlichen Zusammenstellungen in sotfflichen Größeneinheiten und Entwicklungen seit 1985.
>US
Department of the Interior; US Geological Survey; Mineral Commodity
Summeries
2010<http://minerals.usgs.gov/minerals/pubs/mcs/2010/mcs2010.pdf
detaillierte Übersicht zur Rohstoffproduktion in den USA; besonders wichtig – Übersicht der Importabhängigkeit bei einer Fülle von (nicht-öl-) Rohstoffen und der Herkunft der Importe!
detaillierte Übersicht zur Rohstoffproduktion in den USA; besonders wichtig – Übersicht der Importabhängigkeit bei einer Fülle von (nicht-öl-) Rohstoffen und der Herkunft der Importe!
WTO
– World Commodity
Profileshttp://www.wto.org/english/res_e/statis_e/world_commodity_profiles09_e.pdf
4 S. kurze Übersicht in Zahlen und Graphiken nach Hauptexporteuren und Importeuren von Agrarstoffen, Öl u Industrie-Rohstoffen und Industrieprodukten 2009 in Dollar und Änderungens seit 2000.
Bei <www.wto.org< viele weitere ausführliche und detaillierte Statistiken zum Thema.
4 S. kurze Übersicht in Zahlen und Graphiken nach Hauptexporteuren und Importeuren von Agrarstoffen, Öl u Industrie-Rohstoffen und Industrieprodukten 2009 in Dollar und Änderungens seit 2000.
Bei <www.wto.org< viele weitere ausführliche und detaillierte Statistiken zum Thema.