Aktuelle Aufregung um Nordkorea
Wer es nicht
schon auf den ersten Blick für grotesk hält, wenn die atomare und
konventionelle Supermacht USA, die rund um Nordkorea (22 Mill. Einwohner und
meist auch als industriell rückständig apostrophiert)und China einen Ring von
riesigen militärischen Stützpunkten hat, sich vor welchen militärischen
Drohungen aus Nordkorea auch immer zu
fürchten vorgibt, und daher mit verbalen militärischen und Manöver-Drohungen
nicht zurückhält, der muß sich wohl oder übel etwas mit der Vorgeschichte der
jetzigen und schon seit 1945 währenden Konfrontation beschäftigen.
Bei der
Berichterstattung über die Auseinandersetzung der USA mit Nordkorea über dessen
Atombomben- und Raketen-Tests ist man nur allzu leicht versucht eine Linie vom üblichen
westlichen Bild des Korea Krieges von 1950-1951 bis zum jetzigen Verhalten der
Nordkoreanischen Führung zu ziehen. Dafür scheint zu sprechen, dass sich die
Art des innenpolitischen Regimes dort seit 1950 anscheinend kaum geändert hat
und, zumindest in der hiesigen Berichterstattung, immer noch wie ein
stalinistischer „Steinzeit-Kommunismus“ geschildert wird. Ebenso, und damit
verbunden, dass jetzt mit Kim Yong Un der 3. Angehörige der
Familie und der Enkel der „Gründers“ des Nordkoreanische Staates Kim
Il Sung die Führung innehat. (und woher wissen wir das alles? – das
steht doch in den Zeitungen!)
Spätestens
seit 2003, als Nordkorea aus dem von den Monopol-Atommächten USA, UdSSR und
England 1968 aufgesetzten freien internationalen Vertrag zur „Nicht-Weiterverbreitung von Atomwaffen“,
(dem sie 1985 beigetreten war!), ausgestiegen ist und wohl angefangen hat
eigene Atomwaffen zu entwickeln, zeichnen die USA und auch unsere MS-Medien
dieses Vorhaben als aggressiv und als
Bedrohung Südkoreas und der USA. Zwar hat Nordkorea auch heute noch keine
Rakete, die einen Atomsprengkopf in die USA selber transportieren könnte, aber
eine Bedrohung von Südkorea und Japan, sowie einiger Stützpunkte der USA am
Rand des asiatischen Kontinents könnten Raketen in Reichweite sein, wenn denn
schon funktionsfähige und passende Sprengköpfe schon vorhanden wären.
Warum aber
sollte denn Nordkorea die Existenz der tausenden von Atomsprengköpfen der USA,
auch um Nordkorea herum, nicht als
Bedrohung empfinden, wo doch China und Rußland sich dagegen mit ebenfalls
Hunderten und Tausenden Sprengköpfen meinen wappnen zu müssen?
Entsprechend
der Dämonisierungs-Strategie gegen Nord-Korea verschweigt die offiziöse
öffentliche Meinung nicht nur in den USA, sondern auch hier, die
diplomatisch-militärische Situation zwischen Nord- und Südkorea. Falls aber
doch erwähnt wird, dass es dort seit
1953! nur einen Waffenstillstand,
keinen Friedensvertrag und keine
Anerkennung von Nordkorea durch Südkorea und die USA gibt, so soll der
Eindruck erweckt werden, dass dies die Schuld Nordkoreas sei und dies mit dem
Hinweis auf die Aggressivität Nordkoreas plausibel erscheinen. Nord- und!
Südkorea sind gleichzeitig seit 1991 Mitglied der UN geworden – ohne dass Bush
I (der Vater) als Präsident der USA ein Veto eingelegt hat. Aber auch die UNO
hat bisher den von ihr 1950 erklärten Krieg gegen Nordkorea nicht für beendet
erklärt!
Faktisch sind
es aber die USA und jeweilige rechte Regierungen in Südkorea, die die Forderung
von Nordkorea nach einem Friedensvertrag und nach Anerkennung, eigentlich eine
weltpolitische und völkerrechtliche Selbstverständlichkeit, durch die Genannten
zurückweisen.
So ist es also
notwendig, die Interessenlagen und ihre Entstehungsumstände näher zu
beleuchten, wenn man den Charakter des Konfliktes verstehen und mögliche
Lösungen suchen will.
Korea nach dem II Weltkrieg
Korea als
Ganzes hatte im II Weltkrieg als Teil des japanischen Empires das Glück von
Kriegshandlungen verschont zu bleiben. Faktisch seit 1905, dem Sieg Japans
gegen Rußland um Nordchina (u.a. Mandschurei), und formell seit 1910 ist ganz
Korea als Kolonie von Japan annektiert worden. Japan hat dann nach und nach begonnen
im Norden Koreas eine moderne Industrie, verstärkt für die Rüstung für den II
Weltkrieg, aufzubauen. Außerdem hat Japan in Korea eine kulturelle
Zwangsassimilierung organisiert. Seit dieser Zeit gibt es dagegen innere und im
Exil tätige Opposition und Widerstand. Verschiedene Oppositionskräfte stellten
sich gegen die japanische Besatzung – gegen die Ausbeutung von Arbeitskräften
und Rohstoffen sowie gegen die Zwangsassimilierung an Japans Kultur - und waren
und sind daher naturgemäß auch stark national orientiert.
Korea kommt in
den Focus der drei Alliierten des II Weltkrieges, weil einerseits die USA 1945 vor
dem Sieg gegen Japan stehen, und die japanischen Inseln aus geostrategischen
Gründen allein besetzen, aber bei der Beseitigung der Japanischen Besatzung der
Mandschurei und Koreas nicht auf dem Festland kämpfen wollen. Sie vereinbaren
mit der UdSSR, dass diese nach dem Sieg der Alliierten in Europa gegen Hitler
noch in den Krieg gegen Japan eintreten und die japanische Besatzung der
Mandschurei militärisch beseitigen soll. Dabei wird vereinbart, die Befreiung
Koreas mit einer geteilten Besatzung in einem Nordteil und einem Südteil durchzuführen.
Dafür berufen sie eine Treuhandkommission ein, noch außerhalb der UNO, bestehend
aus Vertretern aus der UdSSR, USA, Großbritannien und China (noch unter
Tschiang Kai Tschek). Diese soll eine einheitliche, provisorische,
demokratische Regierung für ganz Korea einberufen. Das wird nicht umgesetzt.
Die Kommission löst sich im Frühjahr 1946 auf.
Spaltung und Koreakrieg
1947 gelingt
es den USA, gegen den Willen der UdSSR, die Koreafrage vor die mehrheitlich USA
orientierte UNO-Vollversammlung zu bringen und eine neue, UNO-Treuhandkommission einrichten zu lassen. Diese schlägt
eine gesamtkoreanische Wahl vor. Die UdSSR ist mit den Bedingungen nicht
einverstanden und lehnt die geplante Wahl ab. Daraufhin organisieren die USA im
„Auftrag“ der UNO-Treuhandkommission im Süden eine Wahl, die mit
gesamtkoreanischen Anspruch ausgestattet wird, aber nur im Süden unter
US-Aufsicht stattfindet Diese wird von der starken Linken im Süden boycottiert
und endet mit der Wahl eines (Süd-)Parlamentes, dass Rhee-Syng-man zum
Präsidenten ganz Koreas, aber faktisch nur dem von Südkorea macht. Im
Zusammenhang dieser Wahlen wird eine (gesamt-)Koreanische Republik ausgerufen,
faktisch ebenfalls nur die von Südkorea. Die USA übergeben die Macht ihres
Besatzungsmandats an diese Republik. Wenig später ziehen sie ihre
Besatzungstruppen bis auf wenige Berater von der Halbinsel ab.
Kurz danach
ruft die Nordkoreanische Seite die Gründung einer Koreanischen Volksrepublik
aus, ebenfalls mit dem Anspruch ganz Korea zu vertreten. Kim il Sung, der seit
Anfang 1946 Vorsitzender der Nordkoreanischen Partei der Arbeit und schon
Regierungschef der Nordkoreanischen Verwaltung war, wird zum
Ministerpräsidenten gewählt. Bald darauf zieht auch die UdSSR ihre Truppen von
der Halbinsel ab.
Ab 1949 ändert
sich die außenpolitische Situation für Nordkorea, da inzwischen die Armee der
KP-Chinas gegen die von den USA unterstützten Truppen Tschiang-Kai-Tscheks den
Bürgerkrieg gewonnen hat und in Peking eingezogen ist. Später wird die
Mandschurei von der UdSSR an China zurückgegeben. An der Nordgrenze ist jetzt
das sozialistische China der Nachbar, was im Krieg von 1950 eine entscheidende
Rolle spielen wird.
Seit der
Etablierung von zwei Koreanischen Staaten, die faktisch an der Grenze der
ehemaligen Besatzungszonen, dem 38. Breitengrad, enden, die beide den Anspruch haben
ganz Korea zu repräsentieren, unternehmen beide Armeen an dieser Grenze immer
wieder Stoßtruppunternehmen auf die je andere Seite. Beide Seiten werden, wenn
auch begrenzt, von den jeweiligen vorherigen Besatzungsmächten unterstützt und
aufgerüstet. Kim il Sung soll mehrfach in Moskau bei Stalin und in Beijing bei
Mao um die Unterstützung für eine Invasion (einen „Befreiungskrieg“) gegen
Südkorea nachgesucht haben. Es wird behauptet, dass Stalin dem 1950 zugestimmt
habe, und Nordkorea daraufhin im Juni eine groß angelegte Invasion Südkoreas
begonnen habe und tatsächlich ohne ernsthaften Widerstand fast ganz Südkorea
erobert hat.
Der
renommierte (west-)deutsche Historiker Wilfried Loth hat in seinem Buch über, Die Teilung der Welt 1941-1955 (1980, dtv
Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts) eine andere Version der Abläufe (S.
256-268) Danach habe der Präsident Südkoreas Rhee-Syng-man, die Armee auf 180
Tausend Mann erweitert, und Nordkorea daraufhin auf 135 Tausend Mann.
Rhee Syng man
habe bei Präsident Truman und auch bei den Republikanern im Kongress keine
Zustimmung zu seiner Absicht einer militärischen Vereinigung Koreas erhalten.
Aber beide Koreas hätten am 38. Breitengrad immer wieder militärische Vorstöße
unternommen (s.o.). Aus einem der Scharmützel habe sich ein Vorstoß von
Nordkorea nach Südkorea entwickelt, der schnell fast die Hauptstadt Seoul erreicht
hätte. Dieser Vorstoß sei aber ebenso schnell von den Südtruppen gestoppt
worden. Danach habe die Nordkoreanische Führung sich mit Einverständnis von
Moskau entschlossen, das Südkoreanische Regime in Seoul mit Präsident Rhee syng
man militärisch zu beseitigen – unter anderem weil dieses keine Unterstützung
in der Bevölkerung habe, Rhee in der US-Führung wegen seiner Invasionspläne und
seinem diktatorischen Regime keine Unterstützung habe und die USA offiziell
ihre Verteidigungs-Linie in Asien ausdrücklich unter Aussparung von Korea
definiert hätten.
Rhee habe,
ebenso wie Kim il Sung bei der UdSSR, immer wieder bei den USA um Erlaubnis und
Unterstützung für eine Invasion von Nordkorea nachgesucht, aber keine
Unterstützung bei Präsident Truman gefunden. Jedoch habe er in dem Oberbefehlshaber
der Besatzungstruppen der USA in Japan, General Mac Arthur, einen Partner mit
ähnlichen Absichten gehabt. Daher habe er in Absprache mit diesem und anderen
politischen Kräften in den USA, entschieden, Seoul und danach Stadt um Stadt
fast kampflos den Nordkoreanern zu überlassen ( nach eigenen späteren Aussagen)
und durch die inszenierte Niederlage gegen die nördlichen Invasoren versucht Präsident
Truman zu einer Intervention in Korea zu veranlassen. Das Manöver war
erfolgreich: Mit der drohenden Niederlage Südkoreas wurde dann von Truman die
Zustimmung zur Rückeroberung Südkoreas erreicht. Nach einigen diplomatischen
Manövern innerhalb der UNO gelang es den USA, die Intervention in Korea als
UNO-Veranstaltung deklarieren zu lassen, mit der USA-Armee als Hauptkraft und einigen
(westlichen) Verbündeten und mit General Mac Arthur als Oberkommandierendem,
der nun als UNO-Truppe auftretenden US-Armee.
Die
Rückeroberung ging zügig voran und wurde von Mac Arthur eigenmächtig ohne
Zustimmung Trumans über den 38. Breitengrad zur US-Invasion in Nordkorea
weitergeführt. Der zunehmende Widerstand der Nordkoreanischen Armee wurde von
der US-Armee in der inzwischen bei ihr üblichen Weise bekämpft, mit massiven
Bombardierungen auch der zivilen Einrichtungen und der zivilen Bevölkerungen.
Die US-Invasionstruppen rückten weiter relativ schnell bis an den Grenzfluß zu
China, den Yalu, vor. Mac Arthur propagierte in den USA im Kongress die
Weiterführung der militärischen Operationen gegen das kommunistische China, das
von den USA und auch der UNO noch nicht anerkannt worden war, notfalls auch mit
Atombomben. Daraufhin berief kurz vor dem Ende seiner Amtszeit, Truman Mac
Arthur als Oberkommandierenden der formellen UNO-Interventionstruppe ab und
ersetzte ihn durch einen anderen General.
China
mobilisierte eine etliche Hundert Tausende Freiwillige umfassende Armee und die
UdSSR stellte ihre damals modernen Mig-Düsenjäger und Piloten zur Verfügung,
ohne formell in den Krieg einzugreifen. Die UNO-Interventionstruppe wurde in
erbitterten Kämpfen, wieder unter massivem Bombardement der USA-Armee, bis zum
38. Breitengrad zurückgedrängt, wo die Kampfhandlungen dann 1951 zum Stehen
kamen und in lang anhaltenden Scharmützeln ausliefen. Schon 1951 begannen Waffenstillstandsverhandlungen,
die aber erst 1953 zum Abschluß kamen, aber in keinen Friedensvertrag mündeten und
keine völkerrechtliche Anerkennung von Nordkorea durch die USA und Südkorea
brachten.
Die Konfrontation geht weiter
Es herrscht
also nach wie vor Kriegszustand
zwischen Nord und Süd! - und zwischen
der UNO und Nordkorea.
Im Verlauf der
Kampfhandlungen in und über Nordkorea, hin und zurück, wurde das bis dahin relativ
gut mit Infrastruktur und Industrie ausgestattete Nordkorea faktisch völlig
zerstört und wurden Millionen von Zivilisten getötet. Die Zeit schreibt in
einem Artikel von 1990:
„Geschichte der koreanischen Teilung 14.
September 1990, 8:00 Uhr
Ein dreiviertel Jahr nach Ausbruch des Krieges ist der Status quo ante bellum geographisch wiederhergestellt: Der Koreakrieg entwickelt sich zum Stellungskrieg entlang dem 38. Breitengrad. Industrie, Infrastruktur, Dörfer und Städte im Süden sind zu diesem Zeitpunkt bereits weitgehend zerstört. Der Norden ist nach massivem Einsatz amerikanischer Kampf- und Napalmbomber dem Erdboden gleichgemacht.“
Ein dreiviertel Jahr nach Ausbruch des Krieges ist der Status quo ante bellum geographisch wiederhergestellt: Der Koreakrieg entwickelt sich zum Stellungskrieg entlang dem 38. Breitengrad. Industrie, Infrastruktur, Dörfer und Städte im Süden sind zu diesem Zeitpunkt bereits weitgehend zerstört. Der Norden ist nach massivem Einsatz amerikanischer Kampf- und Napalmbomber dem Erdboden gleichgemacht.“
Es gibt
mehrere Stellungnahmen US-amerikanischer Militärs, die diese Beschreibung
zeitnah ebenfalls so beschreiben!
Wenn man
bedenkt, dass die USA einen solchen barbarischen Vernichtungskrieg vorher schon
gegen Japan geführt haben und dabei willkürlich und militärisch völlig
überflüssig noch 1945 zwei Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen
haben, so wird plausibel, dass in Nordkorea seit dieser Zeit Staat und
Gesellschaft bis an die Zähne bewaffnet in einem permanenten militärischen
Ausnahmezustand leben, weil sie jederzeit mit einer Invasion der USA aus der
Waffenstillstandszone heraus rechnen können, zusammen mit den 30 Tausend im
Süden stationierten US-Truppen, mit Unterstützung der US-Luftwaffe von der
japanischen Insel Okinawa oder aus dem Großstützpunkt Guam, von den
Flugzeugträgern und den U-Booten gar nicht zu reden. Nur Seoul, das etwa 60
Kilometer südlich vom 38. Breitengrad entfernt liegt und inzwischen eine
Industrie und Verwaltungsmetropole von mehreren 10 Millionen Einwohnern
darstellt, ist in Reichweite der konventionellen Artillerie von Nordkorea und
dient gleichsam als Faustpfand Nordkoreas gegen eine Bombenkampagne und gegen
die Atombombendrohung durch die USA.
Nach dem
Vietnamkrieg, mit der Bombardierung des Nordens und der Vergiftung des Südens
mit dem Entlaubungsmittel Agent Orange, und später den Kriegen gegen den
Afghanistan, gegen den Irak, gegen Libyen, und gegen Syrien und der Weigerung
der USA und unter ihrer Anweisung auch Südkoreas einen Friedensvertrag abzuschließen
und eine Anerkennung Nordkoreas vorzunehmen, erscheint es mehr als plausibel,
dass Nordkorea sich die einzige Überlebensversicherung gegen die USA, nämlich
eine eigene Atomwaffe, wie Frankreich, Israel, Pakistan und Indien und die
Raketen zu ihrem Transport Richtung USA, anschaffen will.
Was also in
den Westmedien seit 1950 dem inzwischen 3. Kim als unberechenbare und
willkürliche Aggressionslust unterstellt wird, ist in Wahrheit die mehr als
gerechtfertigte Paranoia der Nordkoreanischen Führung in der 3. Generation
gegenüber den latenten und immer wieder real werdenden imperialistischen
Absichten der USA auch gegenüber Nordkorea.
Die grundlegende Forderung von
Friedensfreunden in aller Welt kann und muß daher der Abschluß eines
Friedensvertrages und die Anerkennung von Nordkorea sein
– völlig gleichgültig
welches politische Regime dort herrscht und welche dämonisierten Personen an
der Spitze stehen. Die latente Drohung der USA einen „Diktator, der das eigene
Volk bedroht“ militärisch beseitigen zu wollen und dazu berechtigt zu sein, muß
delegitimiert werden – damit solche Sprüche wie vor Tagen von der UN-Botschafterin
der USA Nikki Haley: „Die Geduld der USA ist nicht unendlich“ nur noch leeres
Gerede sind und nicht wie jetzt, die reale Drohung einer überwältigenden
konventionellen und atomaren Militärmacht gegenüber einem kleinen, demgegenüber
fast ohnmächtigen Land, das 1950 in einen national berechtigten, aber politisch
nicht klugen und völkerrechtlich fraglichen militärischen Kampf um die
Vereinigung des „Vaterlandes“ den Süden erobert hat und danach ins
Steinzeitalter bombardiert wurde.
Zum Problem der Atomwaffen
Die Frage der
Atomwaffen hat eine eigene weltweite Geschichte. 1968 einigten sich die bis
dahin vorhandenen Atommächte, USA, England und die UdSSR auf den sog. Atomwaffensperrvertrag. Er trat 1970
mit der Ratifizierung in Kraft. 1985 trat dem auch Nordkorea bei, trat aber
2003 wieder aus. Dieser Vertrag ist ein Versuch der drei bis dahin
existierenden Atommächte, ihr Monopol
durch vier Maßnahmen beizubehalten. Erstens
versprachen sie sich die Kenntnis über die Herstellung und Verwendung der
Atomwaffen an keinen Drittstaat weiterzugeben. Zweitens sollten Drittstaaten den Vertrag unterschreiben und sich
dazu verpflichten keine Atomwaffen, zu entwickeln, zu produzieren, zu erwerben
und zu stationieren. Dafür sollten sie drittens
Unterstützung und Legitimierung bei der Entwicklung und der zivilen Nutzung der
Atomkraft durch die Atommächte erhalten. Sie sollten sich außerdem einer
periodischen internationalen Überprüfung durch eine neue autonome Institution
unterwerfen (der neu gegründeten IAEU, mit Sitz in Wien; 1957 auf Vorschlag der
USA gegründet und ab 1970 mit der Kontrolle des Atomwaffensperrvertrages
beauftragt und durch einen Vertrag mit der UNO verbunden) Die Atommächte
verpflichteten sich viertens sehr
allgemein zu einer Reduzierung ihres Atomwaffenarsenals und zu ihrer
letztlichen Beseitigung. Letzteres ist bisher nicht geschehen. Stattdessen hat
Frankreich 1960 einen erfolgreichen Atomwaffentest in der Sahara abgehalten und
eine sog. Force de Frappe mit Atom-U-Booten entwickelt. Seit 1964 hat die
Volksrepublik China Atomwaffen und Israel hat wohl spätestens seit 1967 eigene
Atombomben zur Verfügung. Seit 1974 hat Indien und seit 1979 hat auch Pakistan
Atomwaffen.
D. h. die
Atommächte haben die Entwicklung oder auch Weitergabe von Atomwaffen bei ihren
Verbündeten nicht unterbunden und bei anderen Mächten nicht verhindert. Wenn
nun Nordkorea erst seit 2003 Atomwaffen entwickelt, so hat es dies zumindest
durch den Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag völkerrechtlich legitimiert
getan, während die vorherigen dies meist heimlich bis zum 1. Test gemacht
haben. Die Verpflichtung zur Abrüstung haben weder die ursprünglichen noch die
späteren Atommächte eingehalten, sondern sie weiterentwickelt, u.a. zur
Wasserstoffbombe und zur Effektivierung sowie zur Steigerung der Zahl der
Sprengköpfe benutzt, aber doch darauf bestanden, dass kein weiterer Staat sich
Atomwaffen zulegt – also ihr kollektives
Atom-Waffen-Monopol aufrecht erhalten bleibt.
Häufig wird
implizit angenommen, dass der Atomwaffensperrvertrag
ein von der UN und ihrem Sicherheitsrat oder der Vollversammlung sanktionierter Vertrag und daher
völkerrechtlich verbindlich sei. Das ist nicht der Fall. Insofern sind weder
die bisherigen Atomwaffenbesitzer dazu durch die UNO berechtigt noch allen
anderen Atomwaffen verboten, also auch Nordkorea nicht!
Daher sind die
Verbote durch den UN-Sicherheitsrat für Nordkorea völkerrechtlich mehr als zweifelhaft
– und bisher gegen keinen anderen Staat erlassen worden. Man könnte ironisch
sagen, dass die UNO sich ja immer noch im Kriegszustand mit Nordkorea befinde
und nur einen Waffenstillstand geschlossen habe und sie daher Nordkorea auch
keinen normalen völkerrechtlichen Status einräumen.
Nicht nur die
internationalen Atomwaffenfragen spielen beim Konflikt um Nordkorea eine Rolle,
sondern auch die innenpolitische
Entwicklung in Südkorea und in den
USA. In Südkorea hat sich ein dramatischer Wechsel von diktatorischen
Regimen und parlamentarisch-demokratischen Regierungen abgespielt, die in
jeweils unterschiedlicher Weise den Anspruch auf Gesamtkoreanische Geltung und
Vertretung beansprucht haben – so wie der eingefleischte Anti-Kommunist und erste
aus dem Exil in den USA und von ihnen auf den Präsidentensessel gehievte Rhee-syng
man.
Dieser wurde
nach mehrmaligen zunehmend manipulierten Wahlen 1960 von einer breiten
Volksbewegung unter starker Beteiligung von Studenten zum Rücktritt bewogen.
Danach emigrierte er wieder in die USA. Die aufgrund einer neuen demokratischen
Verfassung anschließend gewählte Regierung konnte die heftigen Streikbewegungen
und Proteste nicht kanalisieren und wurde 1961
durch einen Armeeputsch abgelöst. Der Führer des Putsches Park Chung Hee
wurde mit mehr oder weniger Wahl- und parlamentarischer Unterstützung und
geänderten Verfassungen der faktische
Diktator Südkoreas. Der Kern seiner Regierungspolitik bestand, neben der
weiter laufenden Abgrenzung gegen Nordkorea, in einer nachdrücklichen
Industrialisierungspolitik mit Hilfe der Belieferung des kapitalistischen
Weltmarktes. Sie kopierte die Politik, die zum Wiederaufstieg Japans geführt
hatte und war ausgesprochen erfolgreich und machte Südkorea zu einem neuen
Bestandteil der exportorientierten kapitalistischen Weltwirtschaft.
Die
Industrialisierung brachte den Kampf um Löhne, um Arbeits- und
Vertragsbedingungen und auch den Kampf um Koalitionsfreiheit für Gewerkschaften
hervor. Deren Gründung und Tätigkeit wurde vom Staat unterbunden und entschieden
bekämpft, sodaß es immer wieder zu Streiks und Demonstrationen kam.
Das
diktatorische Regime wurde nach langen 18 wirtschaftlich erfolgreichen Jahren,
mit enormen Steigerungen des Lebensstandards durch die Ermordung von Park durch den eigenen Geheimdienstchef 1979
beendet.
Der zunächst
ernannte Regierungschef fungiert erst
als Interimspräsident und wird bei einer Wahl im Dezember 1980 mit Mehrheit zum Präsidenten gewählt. Aber
wenige Tage später putscht das Militär erneut und macht den General Chun zum Staatschef. Der Kurs
des wirtschaftlichen Wachstums wird erfolgreich fortgesetzt und der
Lebensstandard der Bevölkerung steigt weiter. Aber die Demonstrationen und
Streiks nehmen wieder zu und Chun tritt
mit dem Ende seiner Amtszeit 1988 zurück.
Sein
potentieller Nachfolger, Ex-General
Roh-Tae Woo bietet an, die folgende Präsidentenwahl nach rechtlichen Regeln
zu veranstalten. Wegen konkurrierender Kandidaten bekommt Roh gleichwohl die
meisten Stimmen. Roh führt die Demokratisierung und die Öffnungspolitik
gegenüber Nordkorea weiter. 1991 treten
Nord- und Südkorea gleichzeitig der UNO bei. Ebenfalls 1991 im Dezember
schließen Nord- und Südkorea einen Nichtangriffspakt ab, aber immer noch keinen
Friedensvertrag.
Vorher zogen die USA etwa 100 taktische
Atomwaffen auf Südkorea ab, während Nordkorea keine eigenen Atomwaffen
besitzt und auch keine Besatzungs- oder verbündete Macht existiert und daher
auch keine Atomwaffen in Nordkorea stationiert sind!
1992 wird die
zweite reguläre Präsidentenwahl durchgeführt und wieder siegt der konservative
Kandidat, diesmal kein Militär. Gegen Chun und Roh werden Prozesse abgehalten,
in denen sie wegen militärischer Gewalttaten gegen die Bevölkerung und Roh
wegen des Militärputsches zu hohen Strafen verurteilt, später allerdings
amnestiert werden. Der industrielle Aufschwung und des Lebensstandards der
Bevölkerung geht weiter und wird erst durch die Asienkrise 1997 vorläufig
gestoppt.
1997 wird ein
Vertreter der demokratischen Opposition zum Präsidenten gewählt, der eine
Annäherungspolitik gegenüber Nordkorea mit Kim Yong Il betreibt, die sog.
Sonnenscheinpolitik. 2002 wird wiederum ein Vertreter der demokratischen Kräfte
gewählt und eine gemeinsame
Absichtserklärung zwischen Nord- und Südkorea für den Abschluß eines
Waffenstillstandes unterzeichnet. 2003 allerdings tritt Nordkorea aus dem Atomwaffensperrwaffenvertrag
aus und fängt wahrscheinlich an eigene Atomwaffen zu entwickeln.
Danach
schwingt das Pendel wieder nach rechts und der folgende Präsident verschärft
nicht nur die Innenpolitik sondern erneuert auch die Abgrenzungspolitik
gegenüber Nordkorea.
Der
Wechsel der Präsidenten und der von ihnen vertretenen Annäherungs- oder Konfrontationspolitik
hat sich bis heute fortgesetzt. Zuletzt mit der Präsidentschaft von Park Geun-hye, der
Tochter des ehemaligen Militär-Putschisten von 1961 und nachmaligen
langjährigen Präsidenten Park. Sie wurde Ende 2016 vom Parlament für abgesetzt
erklärt und trat aufgrund eines Verfassungsgerichtsurteils im März 2017 zurück.
Im Mai wurde ein neuer Präsident gewählt, der zumindest als gesprächswillig gegenüber
Nordkorea gewählt wurde Moon Jae-in. Ob er diese Linie bei Zuspitzung
des Konfliktes durch die USA mit Nordkorea durchhalten kann, erscheint eher
fraglich.
Es ist etwas
mühsam sich im Internet kurz über Korea und über Nord und Süd zu informieren. Es
gibt sehr viele Artikel bei Wikipädia. Aber sie decken das Thema in sehr
unterschiedlichen Zeiträumen und Aspekten ab und sind zum Teil massiv aus
kalter Kriegsperspektive des Westens geprägt. Daraus eine halbwegs vollständige
und richtige Version zusammenzustellen ist zeitraubend und nervig.
Deshalb
werden sie hier nur punktuell angegeben:
Deshalb sind
vorweg mehrere Artikel angegeben, die diesen Versionen nachdrücklich
entgegentreten:
1.
Am 31. August 2017 auf den
Nachdenkseiten:
Rainer Werning -Der Korea-Konflikt – Beharrliche
Bunkermentalitäten.
2. Am 2. Juni 2017
im Ausdruck
Claudia Haydt Globale Konfrontation um Korea
IMI-Analyse 2017/30 - in: AUSDRUCK (Juni 2017)
Einige ältere Zeitungsartikel aus der
BRD
3.
Geschichte der koreanischen Teilung
1910: Japan annektiert die koreanische Halbinsel. Alle
politische und militärische Macht liegt fortan in der Hand der Japaner. Unter
Einsatz einer vor brutalster Folter nicht zurückschreckenden Militärpolizei
betreibt die Kolonialmacht eine unerbittliche Japanisierungspolitik.
Koreanischer Widerstand, der am 1. März 1919 in einer Unabhängigkeitserklärung
artikuliert wird und in Demonstrationen und Aufständen mündet, wird mit Gewalt
niedergeschlagen.
4. 7. Juni 1991, Die Zeit
UN-Beitritt Nordkoreas: Die letzte Bastion
Zwei Wikipädia-Einträge:
1. Das Abkommen zum
Waffenstillstand in Korea
Provisorischer Vertrag
sichert den Frieden seit 1953
Das Waffenstillstandsabkommen zwischen Nord- und
Südkorea von 1953 hat den vier Jahre währenden Koreakrieg beendet.
2.
Atommacht
Als Atommacht wird
ein Staatbezeichnet, der über Kernwaffen verfügt und zusätzlich die
geeigneten Trägersysteme besitzt, um die Kernwaffen
einsetzen zu können. Als Atommächte gelten die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich und die Volksrepublik China, ferner Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea.
Eine im Text zitierte Stelle aus
dem Buch:
Loth
Wilfried – Die Teilung der Welt – 1941 – 1955 – dtv Weltgeschichte des 20.
Jahrhunderts , München 1980
Eine für Nordkorea und China
Partei nehmende Position:
Die Medien sagen dass die
Vereinigten Staaten eine Anzahl von Nordkoreanern eine Anzahl von Nordkoreanern
umbringen werden oder für dies oder das nicht oder ohne Grund nennen aber
Nordkorea„das unberechenbare und unvorhersehbare Regime“
Warum Nordkorea Atombomben braucht –
und wie man sie loswerden kann
Moon of Alabama
„Bedenken Sie einmal, was Ihnen die
US/westlichen Medien nicht über Korea sagen:
Peking, 8. März (Xinhua) – China
machte den Vorschlag einer „beiderseitigen Einstellung“, um die drohende Krise
auf der koreanischen Halbinsel zu entschärfen, so der chinesische Außenminister
Wang Yi am Mittwoch.
„Als ersten Schritt könnte die
Demokratische Volksrepublik Korea (DPRK = ‚Nordkorea’) ihre atomaren und
raketentechnischen Aktivitäten einstellen im Austausch gegen die Einstellung
der großräumigen Militärübungen der Vereinigten Staaten von Amerika und der
Republik Korea (ROK = ‚Südkorea’),“ sagte Wang in einer Pressekonferenz am
Rande der jährlichen Sitzung des Nationalen Volkskongresses.
Wang sagte, dass das Atomproblem auf
der koreanischen Halbinsel hauptsächlich zwischen der DPRK und den Vereinigten
Staaten von Amerika besteht, dass China als nächster Nachbar mit einer sehr
engen Verbindung (‚wie die Lippen mit den Zähnen’) mit der Halbinsel jedoch
unentbehrlich ist für die Lösung des Problems“
Spiegel Online
Dienstag, 05.09.2017
16:18 UhrI
Im Atomkonflikt mit Nordkorea hat der russische Präsident Wladimir Putin vor einer "militärischen Hysterie" gewarnt. Diese sei sinnlos und könne zu einer "globalen Katastrophe" führen. Für Putin ist klar: "Es braucht den Dialog." Das sagte der Kreml-Chef auf einer Pressekonferenz zum Abschluss der Tagung der Brics-Staaten.
Im Atomkonflikt mit Nordkorea hat der russische Präsident Wladimir Putin vor einer "militärischen Hysterie" gewarnt. Diese sei sinnlos und könne zu einer "globalen Katastrophe" führen. Für Putin ist klar: "Es braucht den Dialog." Das sagte der Kreml-Chef auf einer Pressekonferenz zum Abschluss der Tagung der Brics-Staaten.
Hier sind die nicht weiter ausgewiesenen Internetadressen
zu Korea, Korea Krieg, Teilung etc: 14.9.17
1..https://de.wikipedia.org/wiki/Rhee_Syng-man
3..https://de.wikipedia.org/wiki/Mandschurei
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