Freitag, 7. Februar 2014

Aufruf zur Arbeitszeitverkürzung - ein lokales Beispiel

Hier anbei ein Aufruf zur Gründung einer lokalen Initiative zur Arbeitszeitverkürzung - zur Nachahmung empfohlen! Für Göttingen gibt es natürlich eine Reihe von Aufrufern für die Unterstützung der Forderung, die aber für dieses Beispiel irrelevant sind und daher hier nicht dokumentiert werden.


Aufruf zur Unterstützung

30 Stunden sind genug – auch in Göttingen!

Die Einen müssen zu viel arbeiten, die Anderen dürfen es gar nicht – oder nur zu kurz und zu schlecht
bezahlt, um davon leben zu können.
Der gesellschaftliche Spagat
- zwischen einer Arbeitswelt mit sicheren Arbeitsverträgen und akzeptabler Bezahlung,
jedoch ständiger Aufforderung zu Mehrarbeit auf der einen Seite,
- sowie Arbeitslosigkeit, prekären Arbeitsverhältnissen mit skandalös niedriger Entlohnung
und unfreiwilliger Kurzarbeit auf der anderen Seite
hat sich mit der Gesetzgebung zu den Hartz-IV-Regelungen ständig vergrößert.
Zwar ist die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse angestiegen – jedoch vor allem durch Aufspaltung von
auslaufenden sozialversicherungspflichtigen Normal-Arbeitsverträgen in mehrere prekäre Verträge.
insgesamt hat sich die Zahl der von Lohnabhängigen geleisteten Arbeitsstunden dadurch aber
langfristig nicht vermehrt.
Vielmehr nimmt die gesellschaftliche Gesamtarbeitszeit seit Jahrzehnten ab – allerdings bei den einen
als Kurzarbeit und bei den anderen als Verlängerung der tariflichen Arbeitszeit und in Form von
Überstunden - statt als Verkürzung der Arbeitszeit für alle Lohnabhängigen.
Die negativen Wirkungen dieser Verhältnisse sind vielfältig – und sie haben die fatale Tendenz, sich
selbst zu verstärken. Das zeigt sich in der ständigen Beeinträchtigung oder gar Beschädigung der
körperlichen, seelischen und sozialen Lebensqualität der abhängig Beschäftigten und der Arbeitslosen.
Und, verbunden mit der bürokratischen Überwachung und den Sanktionen gegen die Arbeitslosen,
führt das zu individueller Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit und einer gesellschaftliche Atmosphäre,
die die Solidarität untergräbt, soziale Mitleidlosigkeit, Ausgrenzung und Ignoranz fördert oder gar
hervorbringt.
Der ökonomische und soziale Abgrund, in den – bzw. an dessen Rand – über 10 Millionen
erwerbsfähige Arbeitskräfte gedrängt sind, wirft auch einen düsteren Schatten auf die
Zukunftsperspektiven der vermeintlich sicher Beschäftigten.
Noch lenkt die verbreitete Ansicht, die Mehrheit der abhängig Beschäftigten sei bei der seit 2008
andauernden Krise bisher glimpflich davon gekommen, von den schon aufgestauten Problemen an den
Arbeitsmärkten ab. Aber sie verschärfen sich weiter durch die laufenden jährlichen
Produktivitätsfortschritte. Diese werden, ebenfalls jährlich, weitere Arbeitszeit und Arbeitsplätze
überflüssig machen. Wenn die gegenwärtige staatliche Wirtschaftspolitik und die Strategien der
Unternehmen beibehalten werden, verschlechtern sich auch künftig die Sicherheit der Arbeitsplätze
und die Entlohnung weiter, auch ohne Krise.
Diese Entwicklungen richten sich auch gegen jede gesellschaftliche und ökonomische Vernunft.
Die Folge wird eine weitere Vergrößerung der ökonomischen Ungleichgewichte sein, wie anhand der
nicht ausgestandenen Krise im Euroraum und beim Anblick der ökonomischen und sozialen
Katastrophen in den Südländern der Eurozone schon zu beobachten ist
Dagegen kann nur eine Abkehr vom neoliberalen Dogma und der dadurch angeblich erforderlichen
ökonomischen Schrumpfkur in der gesamten Eurozone helfen.
Um die schon bisher aufgelaufenen Ungleichgewichte, vor allem am Arbeitsmarkt der BRD, wieder ins
Lot zu bringen, ist eine drastische Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden pro Woche dringend
erforderlich. Notwendig eingeschlossen dabei: die Beibehaltung der Entgelte und Neu-Einstellungen für
die verkürzte Arbeitszeit.
Auch wenn die Gewinnung einer politischen Mehrheit für dieses Ziel und die anschließende Umsetzung
mit sorgfältiger Planung und sensibler Kooperation noch etliche Zeit erfordern wird, so setzen wir auf
diese Perspektive:
Alle, die es brauchen, werden ordentlich bezahlte Arbeit haben - die Drohung durch und mit der
Arbeitslosigkeit hört auf - und von den enormen Produktivitätssteigerungen können endlich alle
profitieren:
mehr Zeitwohlstand für ein besseres Leben,
weniger Konkurrenz, Hetze und Angst.
Kurze Vollzeit für alle – 30 Stunden sind genug!
Für einen neuen Normalarbeitstag!

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